Nach der Landung mit der Maschine von Air Europa (eine Tochter von Iberia) in Buenos Aires mit schönem Hostel in der Innenstadt zog ich schon bald zu Julieta, meine erste Couchsurferin auf dieser Reise. Wir hatten uns schon länger verabredet, um gemeinsam zu den Wasserfällen (Cateratas) von Iguazu an der argentisch-brasilianischen Grenze zu fahren – dies aber noch per Bus (über 1000 km nördlich, 18 h Fahrtzeit / 1500 Pesos ~ 75 EUR je Richtung mit „Rio Uruquay“). Die Fahrt startet Sonntagabend am Retiro, dem großen Hauptbahnhof, entlang des Hafens und des Rio de la Plata durch die Vororte und letztlich durch schier endlose Ebenen. Je weiter es nach Norden geht, umso seltener werden richtige Straßen abseits der Hauptstraße: Häufig sind es nur Pisten, in den Dörfern stehen bäuerliche Hütten aus Holz und Blech neben Luxus-Herbergen für Touristen. Dafür wird die Vegetation üppiger, die Erde rot wie in Australien. Ein paar stolze Gauchos reiten parallel zur Autobahn entlang ihrer Weiden. Dank kostenlosem Upgrade reisen wir komfortabel im Cama-Sessel (statt Semi-Cama) – voll klappbare Ledersessel mit Beinfreiheit in denen man gut schlafen kann – mit Decke, Kissen und Bordservice wie im Flugzeug.
Der Ort Puerto Iguazu ist nicht weiter erwähnenswert. Das Iguazu Falls Hostel ist relativ günstig (12 EUR / p.N.), hat einen kleinen Pool, eine Außenküche und einen guten Eisladen direkt gegenüber. Wir kommen Montagmittag an und verbringen den restlichen Tag bei ca. 30 Grad am Pool.
Dienstagmorgen geht es per Bus zum argentinischen Ufer der Fälle – der dortige Park ist größer als der brasilianische Teil. Auch Paraquay grenzt an den Nationalpark, wird von uns aber nicht besucht. Die Hauptattraktion sind die Fälle, durch deren Mitte die Brasilianisch-Argentinische Grenze verläuft.
Wir laufen parallel zu den Gleisen der Parkeisenbahn zum „Garganta del Diablo“ (Teufelsschlund) dem vermeintlichen Highlight – man steht auf einem Steg direkt oberhalb eines hufeisenförmigen Falls, Wassernebel steigt auf, unglaubliche von der Erde braun gefärbte Wassermengen verschwinden im Nichts.
Zurück zum Parkzentrum geht es per Bummelzug und von dort weiter zu Fuß zum Cirquito Inferior – dem unteren Rundweg, den ich noch deutlich spannender finde. Häufig steht man vor oder neben riesigen Fällen, aufstobendes Wasser kühlt angenehm und Regenbögen erscheinen. Das Ausmaß dieser Fälle lässt sich kaum erahnen. Über hunderte Meter, wenn nicht sogar Kilometer, Breite stürzt das Wasser des Rio Iguazu bis zu 80 Meter tief ins Tal – mal idyllisch von Urwaldvegetation umgeben, mal in monströser Größe, immer röhrend. Der obere und der untere Weg schlängeln sich über Stege und Wege entlang der Fälle. An der Vielfalt und Gewalt kann man sich kaum satt sehen. Mitten im Fluß auf einem Stein: Schildkröten – ob die es wohl noch an Land schaffen? An anderer Stelle sieht man große geierartige Vögel, die sich am Ufer sammeln und über dem Wasser kreisen. Entlang der Wege begegnet man ab und an kleinen Affen und vor allem an den Picknicktischen frechen Nasenbären mit scharfen Klauen. An Wasserpfützen sieht man handtellergroße Schmetterlinge in blau und gelb – in diesem Klima gedeiht offensichtlich alles prächtig.
Wiederholt wird man SEHR nass – entweder an zahlreichen Plattformen vor einem Wasserfall oder am effektivsten im Speedboot, das einen direkt unterhalb der Fälle bringt, dort verweilt und einige Pirouetten dreht bevor man wieder ans Ufer gebracht wird – ein großer Spaß! Im Anschluss schaffen wir noch den sehr gut ausgebauten oberen Rundweg (Cirquito Superior) mit Panoramablicken auf die jeweils angrenzenden Fälle und Becken. Den je Richtung 3,5 km langen Weg zum Geheimtipp, einem Fall unter dem man direkt baden kann, schaffen wir leider nicht mehr, es ist schon später Nachmittag und man wird nach 15 Uhr nicht mehr dorthin gelassen. Auch die Insel San Martin zwischen den Fällen wird an diesem Tag, vermutlich wegen des Wasserstands, nicht angefahren. Dennoch ein tolles Erlebnis.