Mitte März, weit über 20 Grad in Mendoza / Argentinien, 1.500 km weiter als zum Ende des letzten Eintrags (Bariloche, 3.100 gefahrene Radkilometer) – Zeit für eine Aktualisierung des Blogs in zwei Etappen (weitere Bilder folgen bei nächster ausreichend guter Internetverbindung und Zeit).
Ab dem 4. Februar war Fritz für knapp drei Wochen allein in Bariloche – denn mich brachte ein Flieger quasi einen Monat zurück nach El Calafate. Während das Rad also gut und trocken im Hostel untergestellt war, besuchte ich mit Janine nochmal einige Highlights der bisherigen Route, aber auch Sehenswürdigkeiten, die ich vorher bewusst noch nicht besuchte.
Von El Calafate aus besuchten wir den (in den vergangenen Jahren im Gegensatz zu den meisten Gletschern weltweit nicht schrumpfenden) Perito Moreno Gletscher und ließen uns mit Steigeisen auf bzw. über das Glatteis führen. Außerdem sahen wir dort mehrere Abbrüche an der Gletscherzunge, die zu diesem Zeitpunkt bereits das Festland berührte, somit den Durchfluß des Sees verhinderte und diesen aufstaute. Knapp einen Monat später sollte der Eisdamm erst vom Wasser unterspült werden und eine Eisbrücke bilden, die nach einigen Tagen gänzlich kollabierte – ein Naturspektakel, dass sich alle paar Jahre wiederholt.
Von El Calafate ging es (per Bus, wie auch den Rest des Februars) nach Chile gen Süden nach Puerto Natales – die Hoffnung, die viel gerühmte W-Wanderung im Torres del Paine-Nationalpark gehen zu können, mussten wir schon lange vorher aufgeben – bis März sind die notwendigen Campingplätze und Hütten nicht im benötigten Umfang verfügbar (d.h. Zumindest teilweise ausgebucht). Bei Vertice, einem der privaten Campbetreiber im Park, konnten wir aber immerhin noch einen Zeltplatz in der Nähe des Grey-Gletschers (linker Arm des „W“) sowie eine Übernachtung im Refugio Paine Grande ergattern. Zusammen mit einer Nacht im Zelt am Camp Pehoe (ohne Reservierung möglich) ergaben sich somit vier wundervolle Wandertage in dem Teil des Parks, den ich mit Andreas am ersten Weihnachtsfeiertag wörtlich links liegen ließ. Der Bus aus Puerto Natales brachte uns bis zum Fähranleger im Nationalpark, wo wir die Rucksäcke abstellten und in einigen Stunden wundervolle Aussichten auf das Bergmassiv, einen Wasserfall sowie die Seen am Fuße der vergletscherten Berge erwanderten. Mit Rucksack und Zelt ging es dann noch gut 6 Kilometer weiter am Ufer des Lago Pehoe entlang zum Campingplatz.
Am zweiten Tag liefen wir den gleichen Weg zurück zum Anleger, bestiegen den Katamaran und setzten binnen einer dreiviertel Stunde zum Refugio Paine Grande über. Von hier ging es hinauf zum Campingplatz am Refugio Grey – begleitet von Wind, ordentlich Höhenmetern, Kondoren und vielen Gleichgesinnten Wanderern. Den Ausflug zu den nächsten Aussichtspunkten (1-2 h hinter dem Camp gelegen) mit Blick auf den Grey-Gletscher, riesige Eisberge im Gletschersee und atemberaubende Hängebrücken hoben wir uns für den Folgetag auf. Die Rucksäcke nahmen wir erst nach Rückkehr vom morgendlichen Abstecher auf und wanderten mit zunehmendem Wind und dunklen Wolken wieder hinunter durchs Tal. Für 50 USD pro Bett erwartete uns dort das Refugio – eher eine Lodge in Hotelgröße. Der nur 10 USD kostende Campingplatz war ausgebucht, somit „mussten“ wir also für das fünffache unter einem festen Dach schlafen – in Anbetracht des starken Windes und so manchem draußen mit fliegendem Zelt kämpfenden Wandergesellen nicht die schlechteste Option. Am vierten Tag machten wir uns schließlich auf zum Valle Frances – die Rucksäcke ließen wir hinter der Rangerstation zurück und wanderten „leicht“ – nur mit Wasser, Regenjacke und Proviant ausgerüstet. Nach der Vorbelastung der vergangenen Tage ließen wir es eher ruhig angehen, naschten wie bei allen Wanderungen vom wildwachsenden, lokalen Superfood: einer Art Moosbeeren (Murta, ein Myrtengewächs, auch chilenische Guave genannt) und seltener Calafate (die Stadt wurde nach der Beerenart benannt, nicht umgekehrt) und drehten noch vor Erreichen des letzten Aussichtspunktes und nach der verdienten Mittagspause um, um den letzten Katamaran des Tages und unseren Bus zurück nach Puerto Natales zu erreichen. Müde und selig erreichten wir das Yagan House Hostel und entschieden uns für einen Ruhetag mit Besuch einiger Kunsthandwerkgeschäfte in der Stadt, bevor es weiter Richtung El Chalten gehen sollte.
Die Fahrt dorthin teilten wir in zwei Etappen – erst am Nachmittag fuhr der Bus nach El Calafate, wo wir noch eine Nacht verbrachten, am nächsten Morgen dann weiter nach El Chalten. 8 Stunden reine Fahrzeit wurden somit in recht erträgliche Touren aufgeteilt. Gleich nach Ankunft in El Chalten und Bezug des Hotelzimmers wanderten wir bei bestem Wetter noch zum Tres Torres. Der Folgetag sollte windig und teils regnerisch werden – ideal um die bisherigen Eindrücke zu verarbeiten, Wäsche zu waschen, Kirschen und Burger sowie das beste Eis im Ort zu essen. Statt für eine Mehrtageswanderung entschieden wir uns für den Aufstieg zum See unterhalb des Fitz Roys mit anschließendem Fußbad im kühlen Bergsee, wenige Kilometer vom Ort entfernt. Unser Abendessen nahmen wir im vegetarischen Restaurant unter Hanfpflanzen im Gewächshaus ein – die standen da sicher nur zu Dekorationszwecken und um Hanfsamen und -fasern zum Backen und Weben zu gewinnen. Die vegane Pizza sowie die gebackene Aubergine waren jedenfalls sehr köstlich und wurden in Bariloche noch von Janine nachgekocht.
Am Abend ging (nach nochmaligem Besuch im Eisladen und der guten Bäckerei) unser Bus nach Bolson, der vermeintlichen Hippiestadt, 120 km südlich von Bariloche. Nach über 26 ermüdenden Stunden im Bus (knapp 1.500 km) bezogen wir zunächst das erstbeste Hostel, zogen am nächsten Morgen aber auf einen schönen Campingplatz am Ortsrand um. Auf der Fahrt entlang der Ruta 40 wandelte sich die Landschaft von hohen Bergketten bei El Chalten schnell zur endlosen Pampa, mit nur wenigen oasenartigen Fleckchen, die zum Obstanbau genutzt wurden und erst circa 100 km vor Bolson gab es endlich wieder Bäume und Berge. Ganz offensichtlich spielt Holz hier, in der „argentinischen Schweiz“ eine wesentliche Rolle: Das Ausmaß der Forstwirtschaften und Aufforstungen und die Bauart der Häuser bezeugten dies auf eindrucksvolle Art und Weise. Geplant war für Bolson noch eine Wanderung, aber irgendwie kamen wir nicht weit über den wirklich guten Kunsthandwerkermarkt mit seinen fast 100 Ständen hinaus. Dafür überquerten wir diesen gleich mehrfach, mal mit reichhaltig belegter Waffel in der Hand, dann um nochmal nach der Calafate-Marmelade zu schauen, und noch ein, zwei Mal, um finale Kaufentscheidungen zu treffen. Den lokalen Wochen- und Trödelmarkt mit manch Leckerei fanden wir schließlich auch noch und nicht zuletzt „das beste Eis der Region“.
Bariloche wurde schließlich zur letzten Station. 18 Kilometer außerhalb der Stadt ließ es sich sehr gut in der Air B´n´B-Unterkunft aushalten – obwohl, oder gerade, weil der Touristentrubel weit genug entfernt war. Bei wechselhaftem Wetter ging es (mit Fritz, Leihrad, Bienenstich am Finger und Ende im Regen) auf den Circuito Chico und an einem anderen Tag zu Fuß auf den Cerro Otto hinauf (Seilbahn kann ja jeder) – inklusive Kirschen- und Himbeernascherei bei der Berghütte des Andenvereins – und hinab in die Stadt.
Auf das geplante Canyoning und Kanufahren auf dem See verzichteten wir auf Grund des teils regnerischen Wetters. Am 23. Februar endete unsere gemeinsame Tour leider schon wieder. Vor dem Abschied am Flughafen wurde Fritz noch mit den aus Deutschland mitgebrachten Teilen (Kassette, Kette und zweiter Kranz waren bereits nach 3.100 teils staubigen Kilometern vollends verschlissen – das hätte sich bei früherem Kettenwechsel wohl vermeiden lassen; abgesehen davon, dass nicht alle Originalteile einfach in Argentinien zu bekommen sind, sind sie in Deutschland auch noch einiges günstiger) ausgestattet und nicht, oder nicht mehr gebrauchte Ausrüstung wie die Softshelljacke und die Radbeleuchtung flog schließlich mit nach Deutschland um Platz für mehr Wasser und/oder Verpflegung in den Packtaschen zu schaffen. Das waren drei eigentlich viel zu kurze Wochen mit einigen neuen Wanderungen, nochmal unglaublich türkisem Wasser bei El Calafate, jeder Menge wunderbarer Momente und vielen weiteren, bleibenden Eindrücken. Die Radpause tat auch dem Körper gut, deutlich wurde aber: Die Landschaft wirkt aus dem Bus ganz anders, als vom Rad aus – man sieht weniger Details, fühlt selten Steigungen, Wind, Wetter, Straßenbeschaffenheit und wechselt den Ort bzw. die Landschaft einfach viel viel schneller. Sicher hat beides seine Vor- und Nachteile.
Ab dem 24. Februar waren Fritz und ich dann wieder allein und gönnten uns noch zwei Tage im Hostel um die Ausrüstung neu zu packen, Vorräte zu besorgen und uns mental darauf vorzubereiten, wieder solo zu fahren. Ein bisschen Yoga, ein Strandtag, selbstgebackenes Brot und Apfelkuchen (immer wieder witzig, wie leicht man andere Reisende – hier unter anderem aus den USA, Polen und Deutschland – glücklich machen kann) sowie wirklich nette Gespräche mit anderen Hostelbewohnern waren jedoch ein eher schwacher Trost, zu schnell und sehr hatte ich mich an das gemeinsame Wiederentdecken Patagoniens gewöhnt.
Pareciera que fue un muy lindo y bello viaje, sobretodo por la cantidad de lugares que haz visitado 2 veces. Aunque obvio por lo general, de a 2 suele ser a veces mejor, sin lugar a duda ….. y encima sin la bici, suena increible !!!!