Die letzten zwei Wochen fasse ich besser in 2-3 Artikeln zusammen – waren sie doch zu unterschiedlich.
Zunaechst Wandern: Binnen zwei Tagen, fuhr ich nach Kinloch – wer das nicht findet, folge auf der Karte Queenstown, weiter nach Glenorchy, vorbei am Paradise-Abzweig um Lake Wakatipu herum. Die Anfahrt gestaltete sich symbolisch fuer die das Wetter waehrend der Wanderung, nur in verkehrter Reihenfolge: 1. Haelfte perfektes Wetter, Sonne, tolle Aussichten – die Highways um Queenstown sind ausnahmslos „scenic“ – reich an Ausblicken, Kurven, spaeter in der Saison auch Verkehr. Von Queenstown nach Kinloch jedoch: Dauerregen, Wind von vorn, 12 Grad. Ein Glueck fand ich einen Swizer-Philipinisch gefuehrten Teegarten am Strassenrand. Klar, dass ich dort stoppte fuer… Kaffee und Waerme.
Mit gemischten Aussichten ging es am naechsten Tag auf den Caples-Track, mein Zimmergenosse nahm mich netterweise die letzten 12km zum Start mit, mein Rad konnte also trocken im Hostel stehen bleiben. Kurz nach dem Start stelle ich im Funkloch fest: Man, du hast Schokolade, Butter, Salami und Tomatenpaste im Kuehlschrank vergessen – zu spaet um umzukehren. Die folgenden Tage lebe ich also von Brot, 12 Muesliriegeln, 4 Bananen, 2 Apfeln, 2Avocados, 300g Spaghetti und 500g Reis mit Linsen. Nun, gerne wuerde ich von der Schoenheit des Caples-Tals schreiben – kann jedoch nur sagen, ja, schoen nass. Der Weg fuehrte mehr oder minder immer am Fluss entlang – mal im Tal ueber Wiesen, mal am Bush-Rand ueber Waldwege und Wurzeln. Wenn ich Wurzeln schreibe, stellt euch nicht die gemeinen kleinen europaeischen vor – denkt an solche, denen Frodo und Co begegneten, unter denen sie sich versteckten – viiiieeele Wurzeln. Somit gestalteten sich die ersten beiden Tage (16 und 12 km) recht feucht. Wobei, zum Ende des 2. Tages ging es ueber den McKeller-Sattel – 917m hoch – und es hoerte auf zu regnen, nicht dass ich nun mehr gesehen haette, Wolken hingen noch immer tief. Der Greenstone/Caples-Track wird momentan massiv aufgewertet – der Abstieg vom Sattel ist bereits seit Ende letzter Saison ein Schotterweg, weniger steil als zuvor und viel einfacher zu gehen als der Aufstieg, Feuermelder sind in allen Huetten (Pritschen fuer 6-24Personen) installiert UND funktionieren, wie ein Huettengenosse mit seinem Benzinbrenner unfreiwillig demonstrierte. Gegen die Maeuse im Nationalpark (und einigen Huetten) wurde jedoch noch kein Mittel gefunden. Nach der alten Upper Caples Hut stoppte ich fuer die zweite Nacht in der McKeller Hut – in dieser Nacht voll besetzt (noch 12 Personen, nach Ende der Bauarbeiten 24), jedoch nicht so kuschelig wie in der Folgenacht, in der Rangerberichten zu Folge 46Personen dort uebernachteten – scheint, als ob die Hauptsaison startet. Von hier ging es schliesslich auf den Teil der 6 Tageswanderung, der am schoensten sein sollte – 1 h zurueck zur Wegkreuzung und dann auf den Routeburn-Track – seines Zeichens Great Walk mit 51$ pro Huettennacht, Buchungssystem, 2h elektr. Licht am Abend, Waschbecken, Wasserspuelung an den Toiletten (wie bei allen neuen Huetten demnaechst auch), Gasbrennern … momentan diskutiert DOC Internet in diesen Huetten zu installieren. Die Wege sind bereits begradigt und angenehm zu gehen, alle Fluss- und Bachquerungen haben Bruecken (waehrend es beim Greenstone/Caples noch nasse Fuesse gibt) – ich warte darauf, dass die Great Walks Rollstuhlzugaenglich werden – muessten dann vielleicht in Great Push umbenannt werden, mit Backcountry haben sie jedenfalls schon heute nicht mehr viel zu tun. Ganz zu Schweigen von den privaten Huetten fuer gefuehrte Wanderungen – mit Lounge, richtigen Betten in Privatzimmern, Duschen, Warmwasser, Koechen….
Am Ende blieb jedoch auch Tag 3 im Nebel – keine Sicht ins Tal oder auf die tollen Berge herum, eigentlich generell keine Sicht weiter als 150m. Dafuer fuehrten die Wasserfaelle wesentlich mehr Wasser, neue Faelle formten sich scheinbar spontan und es rauschte nur so. Am Abend dann doch winzige Flecken blauen Himmels – lange nach Ankunft in der Huette und zumindest ein Blick auf den McKenzie-See – direkt vor der Huette wie bei allen besuchten Huetten bisher auch. Und hier die Wettervoraussage des Abends fuer die naechsten 5 Tage: Rain, Rain, Heavy Rain, Rain, Rain. Am naechsten Morgen wurde daraus Snow, Rain, Rain, Rain, Rain. Jedoch: Blauer Himmel am fruehen Morgen, keine einzige Wolke und so sollte es den ganzen Tag bis zum spaeten nachmittag bleiben, als Wolken aufzogen. Vielleicht sollten die Ranger einfach fuer jeden Tag Regen ansagen, um die positive Ueberraschung zu garantieren, wenn es doch besser kommt (unwahrscheinlich bei ueber 250 Regentagen). Kurzum entschloss ich mich, nun doch auf den Harris Sattel zu steigen – weiter entlang auf dem Routeburn, ein Vorhaben, geplant fuer den Vortag, auf Grund der Sichtverhaeltnisse jedoch nicht realisiert. Morgens um 8 ging es los – alle anderen, die von dort weiter wollten und oben angelangt den 1min-Helikopterflug nehmen wuerden, warteten auf Anweisungen des Rangers, wuerden nicht vor 9 Uhr starten. Ein Great Walk allein fuer mich, wie toll. Im ZickZack hinauf mit Blick ueber den See, zurueck auf die Huette, Alpenpanoramen nahebei – ein Traum. Gefolgt von Lawinenwarnschildern/No-Stop-Zonen – ganz so wild war es aber nicht – ueber frischen Schnee aus der Vornacht hinauf auf 1.200m zur Schutzhuette (natuerlich haben auch hier die gefuehrten Wanderer ihren eigenen Shelter um dem Gemeinvolk zu entgehen)- die Blicke einfach wunderbar, die Bilder folgen. Nach 2 Stunden „oben“ angelangt (3.5h empfohlene Laufzeit) schaute ich noch um die naechsten paar gesperrten (aber sicheren) Ecken bevor ich umkehrte und noch einen Versorgungsheli gruesste. Schon toll, wie die um die Berge manoevrieren, ihre Last abladen, Landen und wieder davon schweben. An diesem Tag waere der Heliflug wirklich toll gewesen. Stattdessen ging es fuer mich jedoch zurueck zur Huette, der Wandererperlenschnur entgegen. Viel des Schnees auf den Wegen war inzwischen weggeschmolzen. Nach Mittagspause an der Huette nahm ich meinen Rucksack auf und ging den Weg zurueck, den ich am Vortag kam, nur jetzt mit Wahnsinnsaussicht und angenehmeren Temperaturen. Solche Tage muessen dem Routeburn seinen Ruf als mit schoenstem und Abwechslungsreichsten Walk in NZ einbringen – subalpines Terrain, Bush, Wasserfaelle bis zu 135m hoch, die Taeler… An der Wegkreuzung zum Greenstone/Caples-Track noch ein kurzer Abstecher zur Devide – der niedrigsten Alpenquerung auf nur 600m und dem Key Saddle, mittlerweile bewoelkt. Der Tag endete schliesslich nach rund 30km wieder an der diesmal nur mit 3 Personen plus Bauarbeitern belegten McKeller Hut, in der nun Wasser anliegt und die Feuerstelle funktionierte.
Tag 5 – Greenstone Track, aehnlich wie im Caples-Tal entlang der Bushlinie bzw. im weiten Tal selbst bei Sonnenschein ein Vergnuegen. Obwohl man 18km dem gleichen Tal folgt, wird es nicht langweilig – der Weg wechselt immer wieder zwischen Wiesen, Tussock und Wald, hat viele Biegungen, einige Rutschungen die zu ueberqueren sind. In Begleitung von Daniela aus der Schweiz gelange ich nach 6 langen Stunden schliesslich zur letzten, der neuen Greenstone Hut. Wieder nahm uns ein geselliger Ranger in Empfang, fuehrte uns noch ueber den nun gesperrten alten Abschnitt des Tracks zur und durch die naheliegende Schlucht – Windschaeden sorgten fuer die Schliessung im letzten Winter. Mit seinen Gummistiefeln legt der gute einen Schritt an den Tag, tapst durch alle Baeche, teils durch den Fluss – definitiv sein „wie weit halten die Touris wohl mit“-Test. Aber wir schlugen uns gut und unterhielten uns nett mit ihm, der eigentlich Architekt in Christchurch ist, sicher nicht, was man in einer Backcountry-Huette als Ranger erwartet.
Alles hat ein Ende – die letzten 12km zum Parkplatz liefen sich sehr angenehm und relativ schnell – 3h, wiederum schoenes Wetter, ein Bad unterm Wasserfall (nach Waschungen im Fluss an den Vortagen) – waermer als 4 Grad wird das Wasser uebrigens nicht, Schneeschmelze! In der Hoffnung dort den Shuttlebus zum Hostel zu erwischen werde ich enttaeuscht – der Fahrer ist in Queenstown, heute nicht verfuegbar, der regulaere Tracktransport kommt heute auch nicht… Marco, Huettengenosse aus der McKeller-Hut und ich versuchen nun also zu trampen – 1 Auto binnen 45min, dessen grosskotziger Fahrer meint – ist doch schoenes Wetter, muesst ihr halt laufen – ein Kotzbaerchen fuer diesen Mann. Aber man sieht sich immer zwei Mal: Nach 2,5 h ueberholen wir eben diesen liebenswerten Menschen mit seiner Gesellschaft, der Campervan im Strassengraben „abgeparkt“ – manchem geschieht es recht. Nach dann insgesamt 24km gelange ich zum Hostel, nehme die lang ersehnte warme Dusche und weiche im HotPool ein. Abends ein Videoabend mit Popcorn. Die Schokolade und Salami waren uebrigens nicht mehr im Kuehlschrank;( 6 Tage, 110+X gelaufene Kilometer – eine schoene Wanderung.
Schliesslich geht es am folgenden Tag mit dem Rad zurueck nach Queenstown(75km), stets entlang Lake Wakatipu mit seinen beiden Schweine- und Taubeninseln. Von hier nehme ich den Bus nach Cromwell, spare somit einen Tag und schlafe wieder mal bei Fiona bevor es am Folgetag zum Otago Central Rail Trail und Richtung Dunedin geht.