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Vom Central Otago Rail Trail nach Wellington

Der CORT – gefeiert von saemtlichen Reisefuehrern und Touristikern, 160km ehemalige Zugstrecke von Middlemarch durch die obere Taieri-Schlucht und weiter bis Alexandra/Clyde, empfohlen fuer Wanderer, Radfahrer, gar Reiter… und doch nur 160 relativ flache Kilometer auf bremsenden Schotter in, verglichen mit vielen anderen Gegenden des Landes, eher fader Landschaft. Regen und Wind trugen ihr uebriges dazu bei, dass ich, wo moeglich, doch lieber auf der parallel verlaufenden Asphaltstrasse fuhr. Ganz nett waren einige Bruecken und Tunnel (bis 160m lang, durch die man prima Schafe und Hasen „jagen“ kann) – aber auch das haben wir schon irgendwo vorher gesehen, oder? Die Infrastruktur entlang der Strecke begrenzt sich auf einige kleine Laeden (noch nicht mal nen Radladen), Pubs, alten Bahnstationen und … ja das war`s dann auch schon, abgesehen von wenigen Campingplaetzen. Sicher ist der CORT eine nette Idee, vor allem fuer all jene, die sonst nicht in diesem Land auf den Sattel kommen oder einfach den Verkehr scheuen, fuer mich war es das notwendige Uebel auf dem Weg von Central Otago nach Dunedin – zum Schluss mit maechtig Sonne, Hitze (geschmolzenem Asphalt) und maechtigen Bergen.

Gewusst, dass stationaere Blitzer auch Radfahrer erfassen koennen? Sie koennen! Geschehen in Dunedin – dabei war ich doch nur sechse „drueber“ in der 50er Zone, bergab natuerlich. Zu gerne wuerde ich diese Fotos sehen, die mit Sicherheit fuer Spass auf der Polizeistation sorgen. Zur Fahndung bin ich jedoch noch nicht ausgeschrieben, glaube ich. Zumindest sah ich mein haariges Konterfei noch auf keinem „Wanted“-Plakat. In Dunedin verbrachte ich schliesslich noch einen weiteren Tag, spazierte durch die Stadt und auf die umliegenden Berge mit traumhaftem Blick ueber Dunedin und den Hafen, entspannte in der hosteleigenen Sauna und nahm schliesslich den Bus nach Christchurch. Mit Glueck bekam ich das letzte bezahlbare Bett der Stadt (Wochenende, weniger Hostels „Dank“ Erdbeben verfuegbar) – im Knast. Ex-Knast muss man sagen, wirklich ein schoenes Konzept und sogar gemuetlich war`s. Am Abend traf ich noch auf T.D. – meinen japanischen Kompagnon vom Eastcape – er hat es tatsaechlich bis dorthin geschafft, wenn auch mit vielen Bussen und wenig Strampelei.

Im Morgengrauen ging es schliesslich wieder im Bus ueber Kaikoura nach Picton – soweit gibt es da nichts spannendes zu berichten. Doch endlich, im 5. Anlauf erwischte ich einen guten Tag auf der Faehre nach Wellington und verbrachte die Ueberfahrt auf dem „Sonnendeck“ – schoen. Wellington selbst sollte dieses Mal nur ein Stop-Over sein – am Abend spielten viele Bands an der Waterfront und im Supermarkt ging ein kurzer Ruck durch das Gebaeude. Wie ich spaeter erfuhr, war dies das staerkste Beben der Region seit 45Jahren – 5.7 auf der Richterskala, jedoch sehr tief und mit dem Epizentrum im Norden der Suedinsel. Soweit ich weiss, gab es keine ernsthaften Schaeden oder Verletzte, kann ich mich nun trotzdem Erdbebenueberlebender nennen? Meine Routen in Otago (Teilstrecken wurden mehrfach abgefahren – Cromwell/Wanaka/Alexandra)

Sommer, Sonne, Schnee und Regen

Die letzten zwei Wochen fasse ich besser in 2-3 Artikeln zusammen – waren sie doch zu unterschiedlich.

Zunaechst Wandern: Binnen zwei Tagen, fuhr ich nach Kinloch – wer das nicht findet, folge auf der Karte Queenstown, weiter nach Glenorchy, vorbei am Paradise-Abzweig um Lake Wakatipu herum. Die Anfahrt gestaltete sich symbolisch fuer die das Wetter waehrend der Wanderung, nur in verkehrter Reihenfolge: 1. Haelfte perfektes Wetter, Sonne, tolle Aussichten –  die Highways um Queenstown sind ausnahmslos „scenic“ – reich an Ausblicken, Kurven, spaeter in der Saison auch Verkehr. Von Queenstown nach Kinloch jedoch: Dauerregen, Wind von vorn, 12 Grad. Ein Glueck fand ich einen Swizer-Philipinisch gefuehrten Teegarten am Strassenrand. Klar, dass ich dort stoppte fuer… Kaffee und Waerme.

Mit gemischten Aussichten ging es am naechsten Tag auf den Caples-Track, mein Zimmergenosse nahm mich netterweise die letzten 12km zum Start mit, mein Rad konnte also trocken im Hostel stehen bleiben. Kurz nach dem Start stelle ich im Funkloch fest: Man, du hast Schokolade, Butter, Salami und Tomatenpaste im Kuehlschrank vergessen – zu spaet um umzukehren. Die folgenden Tage lebe ich also von Brot, 12 Muesliriegeln, 4 Bananen, 2 Apfeln, 2Avocados, 300g Spaghetti und 500g Reis mit Linsen. Nun, gerne wuerde ich von der Schoenheit des Caples-Tals schreiben – kann jedoch nur sagen, ja, schoen nass. Der Weg fuehrte mehr oder minder immer am Fluss entlang – mal im Tal ueber Wiesen, mal am Bush-Rand ueber Waldwege und Wurzeln. Wenn ich Wurzeln schreibe, stellt euch nicht die gemeinen kleinen europaeischen vor – denkt an solche, denen Frodo und Co begegneten, unter denen sie sich versteckten – viiiieeele Wurzeln. Somit gestalteten sich die ersten beiden Tage (16 und 12 km) recht feucht. Wobei, zum Ende des 2. Tages ging es ueber den McKeller-Sattel – 917m hoch – und es hoerte auf zu regnen, nicht dass ich nun mehr gesehen haette, Wolken hingen noch immer tief. Der Greenstone/Caples-Track wird momentan massiv aufgewertet – der Abstieg vom Sattel ist bereits seit Ende letzter Saison ein Schotterweg, weniger steil als zuvor und viel einfacher zu gehen als der Aufstieg, Feuermelder sind in allen Huetten (Pritschen fuer 6-24Personen) installiert UND funktionieren, wie ein Huettengenosse mit seinem Benzinbrenner unfreiwillig demonstrierte. Gegen die Maeuse im Nationalpark (und einigen Huetten) wurde jedoch noch kein Mittel gefunden. Nach der alten Upper Caples Hut stoppte ich fuer die zweite Nacht in der McKeller Hut – in dieser Nacht voll besetzt (noch 12 Personen, nach Ende der Bauarbeiten 24),  jedoch nicht so kuschelig wie in der Folgenacht, in der Rangerberichten zu Folge 46Personen dort uebernachteten – scheint, als ob die Hauptsaison startet. Von hier ging es schliesslich auf den Teil der 6 Tageswanderung, der am schoensten sein sollte – 1 h zurueck zur Wegkreuzung und dann auf den Routeburn-Track – seines Zeichens Great Walk mit 51$ pro Huettennacht, Buchungssystem, 2h elektr. Licht am Abend, Waschbecken, Wasserspuelung an den Toiletten (wie bei allen neuen Huetten demnaechst auch), Gasbrennern … momentan diskutiert DOC Internet in diesen Huetten zu installieren. Die Wege sind bereits begradigt und angenehm zu gehen, alle Fluss- und Bachquerungen haben Bruecken (waehrend es beim Greenstone/Caples noch nasse Fuesse gibt) – ich warte darauf, dass die Great Walks Rollstuhlzugaenglich werden – muessten dann vielleicht in Great Push umbenannt werden, mit Backcountry haben sie jedenfalls schon heute nicht mehr viel zu tun. Ganz zu Schweigen von den privaten Huetten fuer gefuehrte Wanderungen – mit Lounge, richtigen Betten in Privatzimmern, Duschen, Warmwasser, Koechen….

Am Ende blieb jedoch auch Tag 3 im Nebel – keine Sicht ins Tal oder auf die tollen Berge herum, eigentlich generell keine Sicht weiter als 150m. Dafuer fuehrten die Wasserfaelle wesentlich mehr Wasser, neue Faelle formten sich scheinbar spontan und es rauschte nur so. Am Abend dann doch winzige Flecken blauen Himmels – lange nach Ankunft in der Huette und zumindest ein Blick auf den McKenzie-See – direkt vor der Huette wie bei allen besuchten Huetten bisher auch. Und hier die Wettervoraussage des Abends fuer die naechsten 5 Tage: Rain, Rain, Heavy Rain, Rain, Rain. Am naechsten Morgen wurde daraus Snow, Rain, Rain, Rain, Rain. Jedoch: Blauer Himmel am fruehen Morgen, keine einzige Wolke und so sollte es den ganzen Tag bis zum spaeten nachmittag bleiben, als Wolken aufzogen. Vielleicht sollten die Ranger einfach fuer jeden Tag Regen ansagen, um die positive Ueberraschung zu garantieren, wenn es doch besser kommt (unwahrscheinlich bei ueber 250 Regentagen). Kurzum entschloss ich mich, nun doch auf den Harris Sattel zu steigen – weiter entlang auf dem Routeburn, ein Vorhaben, geplant fuer den Vortag, auf Grund der Sichtverhaeltnisse jedoch nicht realisiert. Morgens um 8 ging es los – alle anderen, die von dort weiter wollten und oben angelangt den 1min-Helikopterflug nehmen wuerden, warteten auf Anweisungen des Rangers, wuerden nicht vor 9 Uhr starten. Ein Great Walk allein fuer mich, wie toll. Im ZickZack hinauf mit Blick ueber den See, zurueck auf die Huette, Alpenpanoramen nahebei – ein Traum. Gefolgt von Lawinenwarnschildern/No-Stop-Zonen – ganz so wild war es aber nicht – ueber frischen Schnee aus der Vornacht hinauf auf 1.200m zur Schutzhuette (natuerlich haben auch hier die gefuehrten Wanderer ihren eigenen Shelter um dem Gemeinvolk zu entgehen)- die Blicke einfach wunderbar, die Bilder folgen. Nach 2 Stunden „oben“ angelangt (3.5h empfohlene Laufzeit) schaute ich noch um die naechsten paar gesperrten (aber sicheren) Ecken bevor ich umkehrte und noch einen Versorgungsheli gruesste. Schon toll, wie die um die Berge manoevrieren, ihre Last abladen, Landen und wieder davon schweben. An diesem Tag waere der Heliflug wirklich toll gewesen. Stattdessen ging es fuer mich jedoch zurueck zur Huette, der Wandererperlenschnur entgegen. Viel des Schnees auf den Wegen war inzwischen weggeschmolzen. Nach Mittagspause an der Huette nahm ich meinen Rucksack auf und ging den Weg zurueck, den ich am Vortag kam, nur jetzt mit Wahnsinnsaussicht und angenehmeren Temperaturen. Solche Tage muessen dem Routeburn seinen Ruf als mit schoenstem und Abwechslungsreichsten Walk in NZ einbringen – subalpines Terrain, Bush, Wasserfaelle bis zu 135m hoch, die Taeler… An der Wegkreuzung zum Greenstone/Caples-Track noch ein kurzer Abstecher zur Devide – der niedrigsten Alpenquerung auf nur  600m und dem Key Saddle, mittlerweile bewoelkt. Der Tag endete schliesslich nach rund 30km wieder an der diesmal nur mit 3 Personen plus Bauarbeitern belegten McKeller Hut, in der nun Wasser anliegt und die Feuerstelle funktionierte.

Tag 5 – Greenstone Track, aehnlich wie im Caples-Tal entlang der Bushlinie bzw. im weiten Tal selbst bei Sonnenschein ein Vergnuegen. Obwohl man 18km dem gleichen Tal folgt, wird es nicht langweilig – der Weg wechselt immer wieder zwischen Wiesen, Tussock und Wald, hat viele Biegungen, einige Rutschungen die zu ueberqueren sind. In Begleitung von Daniela aus der Schweiz gelange ich nach 6 langen Stunden schliesslich zur letzten, der neuen Greenstone Hut. Wieder nahm uns ein geselliger Ranger in Empfang, fuehrte uns noch ueber den nun gesperrten alten Abschnitt des Tracks zur und durch die naheliegende Schlucht – Windschaeden sorgten fuer die Schliessung im letzten Winter. Mit seinen Gummistiefeln legt der gute einen Schritt an den Tag, tapst durch alle Baeche, teils durch den Fluss – definitiv sein „wie weit halten die Touris wohl mit“-Test. Aber wir schlugen uns gut und unterhielten uns nett mit ihm, der eigentlich Architekt in Christchurch ist, sicher nicht, was man in einer Backcountry-Huette als Ranger erwartet.

Alles hat ein Ende – die letzten 12km zum Parkplatz liefen sich sehr angenehm und relativ schnell – 3h, wiederum schoenes Wetter, ein Bad unterm Wasserfall (nach Waschungen im Fluss an den Vortagen) – waermer als 4 Grad wird das Wasser uebrigens nicht, Schneeschmelze! In der Hoffnung dort den Shuttlebus zum Hostel zu erwischen werde ich enttaeuscht – der Fahrer ist in Queenstown, heute nicht verfuegbar, der regulaere Tracktransport kommt heute auch nicht… Marco, Huettengenosse aus der McKeller-Hut und ich versuchen nun also zu trampen – 1 Auto binnen 45min, dessen grosskotziger Fahrer meint – ist doch schoenes Wetter, muesst ihr halt laufen – ein Kotzbaerchen fuer diesen Mann. Aber man sieht sich immer zwei Mal: Nach 2,5 h ueberholen wir eben diesen liebenswerten Menschen mit seiner Gesellschaft, der Campervan im Strassengraben „abgeparkt“ – manchem geschieht es recht. Nach dann insgesamt 24km gelange ich zum Hostel, nehme die lang ersehnte warme Dusche und weiche im HotPool ein. Abends ein Videoabend mit Popcorn. Die Schokolade und Salami waren uebrigens nicht mehr im Kuehlschrank;( 6 Tage, 110+X gelaufene Kilometer – eine schoene Wanderung.

Schliesslich geht es am folgenden Tag mit dem Rad zurueck nach Queenstown(75km), stets entlang Lake Wakatipu mit seinen beiden Schweine- und Taubeninseln. Von hier nehme ich den Bus nach Cromwell, spare somit einen Tag und schlafe wieder mal bei Fiona bevor es am Folgetag zum Otago Central Rail Trail und Richtung Dunedin geht.

Central Otago – Zebra Vineyard II

UPDATE 19.11.2011, Queenstown

4 Wochen in Zebra sind geschafft, viele neue Kontakte mit Kollegen aus Argentinien, Tschechien sowie den U, den S und den A geknuepft. Endlich hatte ich auch Gelegenheit den Nevis-Bungy zu springen, mit 134 m freiem Fall (8.5sec) der hoechste in Neuseeland und mein letzter Sprung, bis ich einen hoeheren finde – man erzaehlte mir von 300 m Freifall in der Schweiz. Der Sprung aus der an Stahlseilen ueber dem Nevistal aufgehaengten Gondel an sich war ueberraschend unaufregend – meine Pulsuhr zeigte nur 130 Schlaege im Maximum. Dennoch ein Riesenspass, dem der ultimative a-soziale (weil man beim Essen den Gegenueber nicht sehen kann) Fergburger in Queenstown vorausging (David aus Seattle lud mich ein, um mir zu zeigen, warum alle so aufgeregt sind, wenn die Burger dieses Ladens erwaehnt werden). Noch am Abend war ich gesaettigt, quasi 2 Mahlzeiten fuer 12-17 Dollar sind also okay. Auf dem Rueckweg hatten wir mit dem Trampen weniger Glueck, statt 8min wie auf dem Hinweg warteten wir fast 2 Stunden um in 2 Etappen zurueck nach Cromwell zu gelangen, kurz vor 22 Uhr erreichte ich schliesslich geschafft aber gluecklich im Dunkeln meinen geliebten Caravan. Um dem einen geeigneten Pol entgegenzusetzen lud mich David fuer den Folgetag schliesslich zum Presbyterianisch/Protestantischen Gottesdienst ein – mit der Aussicht auf ein Fruehstueck und sogar Mittag von der Gemeinde gesponsert konnte ich nicht ablehnen, ausserdem ziehen mich ja kulturelle Grenzerfahrungen an. Keine Sorge, ich wurde weder bekehrt noch getauft und doch war es ein netter Morgen, der mir zeigte, warum manche Kirchen erfolgreich sind: Essen, Singen, Gemeinschaft – perfekte Koeder.

Nach dem Mittag im Thairestaurant, inkl. frittiertem Eis ging es mit wechselnden Windrichtungen und viel Sonne nach Queenstown – zum Glueck mit weniger Verkehr als befuerchtet, ist die Strasse doch recht kurvig, mit einigen kurzen Anstiegen und meist ohne Seitenstreifen, dafuer umso mehr tollen Ausblicken in die Taeler, nur 2m neben der Fahrbahn. Nun versuche ich Schlaf zu bekommen, das uebliche Partyvolk dominiert wie ueblich die Strassen des Lloret de Mar der Suedinsel (man munkelt, Queenstown sei nur deshalb so haesslich gebaut worden, um nicht ueber Gebuehr von der wunderschoenen Umgebung abzulenken. Die Huetten fuer die Wanderung sind gebucht, statt dem gesamten Routeburn werde ich jedoch nur den Caples-Track und den suedlichen Teil vom Routeburn (bis zur 2. Huette und solange ich Lust habe ein Stueck weiter) gehen, bevor es nach Abstechern zur Devide und den Greenstone-Track zurueck zum Start geht. Etwa in der Mitte des Routeburn herrscht derzeit hoechste Lawinengefahr. Auf einem Abschnitt, 30min Laufen entsprechend, muesste ich mit dem Helikopter fliegen (80$ fuer 1min Flug). 5 Naechte und ca. 90 km verbringe ich also im Funkloch, bevor es zurueck geht (via Arrowtown nach Cromwell, wo David einiges meiner Ausruestung aufbewahrt). Wen`s interessiert, der schaue sich das Vorhaben hier an: Caples/Greenstone, Routeburn – bei letzterem der Teil ab McKenzie-Hut und ein Stueck darueber. Grund fuer weinende und lachende Augen: Nur noch 5 Wochen verbleiben bis ich wieder in Berlin lande.

Anfang November – ich wohne im Camper des Zebra Vineyards, 20km (40-50min per Rad) entfernt von Cromwell, die Temperaturen schwanken zwischen 9 und 26 Grad – plus wohlgemerkt. Nur wenige Tage zuvor gab es noch einmal Schnee auf den Bergen sowie schnell schmelzende Schneeschauer im Tal. Nun hoffe ich, der Frostfighter (Sprenkleranlage, der die Pflanzen mit einem frierenden und so schuetzenden Wasserfilm eindeckt) muss nicht mehr zu oft angeschaltet werden, schliesslich raubt dieser in Verbindung mit den ebenfalls zum Frostschutz eingesetzten Windraedern wichtigen Schlaf. Zur Zeit duennen wie die Schuesse der Weinpflanzen aus, spruehen gegen Unkraut, setzen die ersten Draehte und verrichten allerlei andere nur bedingt rueckenfreundliche Taetigkeiten. Dank Tagesausfluegen nach Alexandra zum Segelfliegen, Wanaka zum Piegutscheineinloesen und regelmaessigen Trips nach Cromwell zeigt der Radcomputer nun 6.700km an. Rund 2.000 kommen bis Weihnachten wohl noch dazu. Meinen Aufenthalt im Weingut verlaengerte ich heute um eine Woche – werde also ab dem 19.11. wieder auf der Strasse sein, den Greenstone & Caples-Track (3-4Tage bei Queenstown/Glenorchy/Paradise) gehen und schliesslich via Cromwell und Otago Rail Trail nach Dunedin aufbrechen bevor es endlich auf die Nordinsel geht – Wanganui – New Plymouth – Raglan – Auckland – Cape Reinga – Auckland sind die finalen Stationen auf den dortigen 1.600+x km.

Auf neue Impressionen von diesem schoenen Flecken Erde muesst ihr noch ein wenig warten, in Downtown Cromwell gibt es leider keine geeigneten Einrichtungen zum Upload. Uebrigens: Nur noch 7 Wochen, bevor es zurueck ins kalte Deutschland geht <brrr>

Wanaka

Eine Busfahrt die ist lustig… nach 4 Stunden und ueblichen Stops an Sandfly-verseuchten Haltepunkten landete ich in Wanaka und muss sagen – hier gefaellt`s mir. Wer ’ne Mark (oder ein paar hunderttausend davon) uebrig hat, kann sich hier wunderbar niederlassen. Zum Teil stehen hier „Haeuschen“ rum… teils mit Tennisplatz, meist mit Boot und den obligatorischen Doppelgaragen. See und Alpenpanorama vom sehr schoenen, sauberen, super ausgestatteten Hostel aus („Wanaka Bakpaka“), entspannte Atmosphaere, noch dazu ist derzeit Wanakafest mit allerhand nettem Rahmenprogramm. Waehrend mein Rad in der Werkstatt zum Felgenwechsel war, lieh ich mir ein Vollgefedertes Mountainbike, um die geruehmten Trails zu erkunden. Jepp, fetzt! Downhill auf baumbestandene Pfaden, scharfe steile Kurven, ein wenig Matsch und Wasser. Keine Sorge, teilweise fuhr ein australischer Sanitaeter hinter mir und ich habe nur die Anfaenger und Fortgeschrittenenkurse gewaehlt 😉

Soeben komme ich von meiner Probefahrt auf meinem lieben Fritz zurueck. Nachdem ich das Rad nochmal nachstellte, lief`s einwandfrei. Muss nur bald die Bremsen wechseln und gut ist. Auf dem Rueckweg sah ich SUPs – Stand-Up-Paddling – Paddeln auf einem etwas groesserem (in diesem Fall aufblasbaren) Surfboard – und durfte spontan probieren – macht riesig Spass und als Naturtalent fiel ich natuerlich nicht ins Wasser.

Heute nachmittag nehme ich mit Guido dem Argentinier, den ich auf dem Coplandtrack traf am Pie-Eating-Contest teil – yummie! Und mal wieder ein Abendbrot fuer umsonst. Gemeinsam mit einem Taiwanesen aus meinem Hostel machen wir den Wettbewerb also zur Mini-WM. Morgen schaue ich mir noch das 10h-MTB-Rennen an – Inspiration fuer unsere Veranstaltungen erhaschen.  Morgen abend schliesslich Rugby-WM-Finale – wird Zeit, dass ich mir ein ganzes Spiel antue. Public Viewing am See ist angesagt.

Blitzupdate – ratet wer das Pie-Essen gewonnen hat? Ein 50 Dollar-Gutschein fuer Pies des Sponsors ist nun meine! Yeah, je Pie brauchte ich ca.15-20 sek – zwei Runden, Qualifikation und Finale – der schnellste der je 5 Teilnehmer siegte. Ich wusste doch, dass die grosse Gusche zu irgendwas gut sein muss 🙂

 Ab Montag/24.10. werde ich wieder in Tarras/Cromwell im Zebra-Weingut arbeiten, bevor es um den 10.11.2011 auf zur letzten Etappe geht. hier die route

Nun noch ein paar Bilder von der Westkueste bis Wanaka inkl. meiner Panne, Kayaken in Hokitika und der Fahrt durch das Buller-Gorge etc.

Pie-Eating-Contest Oct 22nd 2011

Good luck, bad luck…

who can tell?!

Marlborough, Golden Bay, Buller Gorge und Westcoast – Kilometerstand 6.230. Pech und Pannen vs. Glueck und Freude binnen 2 Wochen auf der Suedinsel. Eigentlich stand hier mal mehr… oder sollte zumindest. Nun, in Kuerze – Nach regenreicher Ueberfahrt von Wellington nach Picton kam der Whirlpool im Hostel gerade recht. Die Plaene fuer Wanderungen auf dem Queen-Charlotte-Track gab ich, wie vielleicht schon anderswo beschrieben auf Grund des Wetters auf und fuhr stattdessen weiter Richtung Nelson – dieses Mal nicht mit 75 km/h-Abfahrt wie beim ersten Mal in der umgekehrten Richtung, aber dafuer mit wechselhaftem Wetter und Pausen-Eis-Verpflegung. Die Anfahrt zum Gipfel erschien von dieser Seite auch nicht so schlimm wie in Erinnerung. Falls sich jemand fragt, woran man die ganze Zeit auf dem Rad denkt oder was man treibt – zu Ersterem: Querbeet, vor allem raetselt man, wie ein Herdentierpsychologe agiert. Zu letzterem – Kilometer zaehlen, viel Wasser trinken, Fotos schiessen, den ueblichen Small-Talk mit Passanten pflegen aber oft auch einfach nur: Bloeken, maehen, muhen, bellen – was auch immer fuer Tiere einem begegnen, es ist ein lustiger Zeitvertreib diese neben sich her zu scheuchen. Schafe sind besonders geeignet und rennen schon mal 800m neben einem her – auf ihrer Seite des Zauns. Fragt den naechsten Tourenradler, den ihr trefft – ein bisschen bescheuert sind/werden wir alle nach ein paar tausend km auf dem Asphalt.

Aber zurueck zum Ursprung: Nelson hielt mich 3 Tage fest – Zeit, die fuer die weitere Planung, Besuche des aktuell stattfindenden Kunstfestivals und kurze Ausfluege ins geographische Zentrum NZs  genutzt wurde. Zwei Naechte verbrachte ich mit Warmshowers-Gastgebern – der amerikanischen Familie, deren Oberhaupt ein Rad-Hardliner und -Aktivist ist sowie die zweite Nacht beim housesittenden Elektriker, der nebenbei Kanus baut, an Multisportevents teilnimmt und mich mit lecker Essen fuetterte, nachdem wir mit seiner guten Freundin (Orientierungslaeuferin) in Waeldern und Mountainbike-Tracks rund um Nelson joggten. Die einzige Nacht im Hostel (bzw. dessen Garten im Zelt) versprach Sauna, Fruehstueck, Suppe und einen kalten Pool inkl. – keine Frage,alles wurde ausgiebig genutzt.

Mit frischer Energie brach ich schliesslich zum Abel-Tazman-Coastal-Walk auf. 3 Tage entspanntes Wandern – teils fast Rollstuhlzugaenglich – mit einigen Furt und Flut-Querungen in den Buchten. Merkwuerdig jedoch, dass selbst Burschen in meinem Alter sich ihr Gepaeck mit dem Wassertaxi transportieren lassen und dennoch nicht ein mal eine haelfte des Tracks schaffen. Warmduscher! Der noerdliche Teil ist insgesamt schoener – weniger Leute, noch huebschere Buchten und trotzdem noch Wasserspuelung an den Huetten-Klos (welch ueberfluessiger Luxus). Nach Querung der letzten grossen Bucht bei Ebbe ein Gluecksfall: Ein Ami-Auswanderer sah mich kommen, wartete extra und fuhr 15km Umweg um mich zur naechsten Station, die naechsten Warmshower-Gastgeber – zu bringen. Angekommen in der eigentlich Golden Bay stelle ich fest: Der namensgebende goldene Sand in den Buchten hoerte am Ende des Abel-Tazman auf, die Golden Bay selbst ist also gar nicht guelden. Ein Haus am Strand, kostenloses Waeschewaschen, Essen – was will man mehr. Via Takaka und dessen Hippilaeden ging es per Anhalter am naechsten Morgen weiter bzw. zurueck zu Fritz am Anfang des Coastal Tracks. In zwei langen Tagen (142 km und 116km)  schaffte ich es bis Westport. Den schlimmsten Anstieg kurz vor Glenhope, noch wohl bekannt von der ersten Runde umging ich diesmal auf dem alten Highway mit 20 km Schotterstrecke. Bittere Pille: Zwei gebrochene Speichen und ein Achter im Hinterreifen. Glueck: Der Radladen in Westport konnte am naechsten Tag binnen Stunden helfen, am Abend gab es noch gegrillte Cockles und Pipis – Flussmuscheln, gemeinsam mit den Gastgebern gesammelt und das wichtigste kein Kiwi-Experience-Bus hielt im Hostel.

Von Westport fuehrt mich die Reise weiter ueber Punakaiki nach Hokitika – der dortige Warmshower-Host sackte mich kurzerhand ein und nahm mich zum Kayaken mit – eineinhalb Stunden allein auf dem weiten See, eingerahmt von Bergen und die Alpen am Horizont – traumhaft. Dem sollte ein weiterer langer Tag folgen – von Hokitika nach Franz Josef 136km die mit Rueckenwind und Sonne begannen, 20km vor dem Ziel und bei Regen jedoch mit dem Bruch/Platzen der hinteren Felge endeten (nicht reparierbar)- dem Rad, an dem sich der „Mechaniker“ in Westport versuchte. Um das ganze ins richtige Licht zu ruecken: Zwischen Hokitika und Wanaka (400km) gibt es keinen Radladen! Glueck im Unglueck: Nach nur 5min werde ich von einem Segler eingesammelt, das Rad mit Seemansknoten am Reservereifen des Jeeps verzurrt und nach Franz Josef verfrachtet.  Ich brauche 2h um meinen Dampf abzulassen, schliesslich steht jedoch der neue Plan: Bevor es mit dem Bus nach Wanaka geht, trampe ich zum Copland-Track, gehe diesen am ersten Tag im Regen, entspanne im natuerlichen Hotpool an der Welcome Flat Hut und gehe bei schoenstem Wetter zurueck.

on the road again

Update, 4.10.2011

Von wegen Fruehling… Regenzeit fuer die naechste Woche, aber der Reihe nach.

Meine Umrundung des oestlichsten Zipfels Neuseelands gestaltete sich als Jagd der Superlative: Die schoensten Straende, oestlichsten Dinge (Leuchttuerme, Kinos, Zeltplaetze, Staedte…) der Welt und Neuseelands, der naeheste Ort zur Datumsgrenze, die schoenste Maori-Kirche, der staerkste Protest gegen Oelbohrungen vor der Kueste, der ruhigste Highway bisher, der erste Sonnenaufgang/weltweit, beste Hamburger und laengste Seebruecken der suedlichen Hemisphere, die wohl schoenste Kuestenrundfahrt der Welt, die Art-Deco-Welthauptstadt, die entspanntesten Hostels… nebenbei aber auch 100 und 105km-Tage in Folge, zum Teil gezwungener Weise, wenn Campplaetze/Hostels nicht mehr existent waren und aus 60km Tagesziel 100/105 wurden. Dafuer schien fast immer die Sonne, wenn es regnete, dann vor oder nach meinem Start und schliesslich traf ich mit Tidi noch einen lustigen Companion fuer das Eastcape – ein verplanter Japaner, Gepaecktraeger Marke Eigenbau, mit meiner Motivation schaffte auch er die Berge (siehe Hoehenprofil), verpasste aber viele Sehenswuerdigkeiten und wurde sogar von zwei Fusshupen eingeholt, die ihm in die hintere Radtasche bissen. In Gisborne blieb er schliesslich fuer eine mehrtaegige Pause, waehrend ich mit frisch gebackenem Brot weiterzog. Von Attacken blieb aber auch ich nicht verschont – Elsteraehnliche Voegel (Magpies) nisten derzeit an den Highways und verteidigen ihr Revier mit Tieffluegen inkl. ankacken – nach dem Eastcape brauchte meine schoene gelbe Rennjacke mal wieder ne Waesche.

Von Napier – nicht so berauschend wie erhofft – ging es schliesslich mit dem Bus nach Wellington und der Regen begann. Dank Rugby-WM verlangten die meisten Hostels den doppelten Preis – bspw. 50$ in einem 20-Personen-Dorm … Hans im Glueck wurde aber nicht nur mein Rad im eigentlich vollen Bus mitgenommen, sondern fand ich auch noch das letzte normal bepreiste Bett in der Stadt, wo ich dank Doppelbuchung schliesslich im Personalzimmer schlafen durfte. Ebenso der Rugby-WM geschuldet treffe ich vornehmlich auf Franzosen, die wie eh und je auf ihr Nationalteam schimpfen. Darunter auch lustige Gesellen mit Fahrraedern – erst in Wellington, dann auf der Faehre nach Picton. Fred, der Baumpfleger der erst letzten Monat in Australien an der Baumkletter-WM teilnahm begleitete mich, faehrt aber an der Ostkueste gen Sueden. Mit Sicherheit treffen wir uns dort wieder.

Fuer mich geht`s heute im Regen nach Havelock – ein kurzer Tag, bevor es ueber die Berge nach Napier geht, wo ich wohl bei Warmshowers-Leuten unterkommen kann. Regen ist bis naechste Woche vorausgesagt, aus dem Plan, den Queen-Charlotte-Track zu gehen, wird also diesmal nichts. Wird Verschoben auf die Ruecktour. Nach Nelson geht`s entweder in den Abel-Tasman-Nationalpark oder durch`s Bullertal an die Westkueste. Mit Sicherheit bleibe ich nicht sehr lange allein – die Radsaison startet! 5.10. – Napier – die Sonne scheint, das Wetter bleibt gut bis zum Wochenende – endlich mal Glueck. Wenn nur der Wind weniger stark waere. Dem entsprechend fahre ich bergab keine 65km/h mehr wie noch am Eastcape, obwohl die Strecke an sich dazu einladen wuerde, sondern beschraenke mich auf vernuenftige 40-50 Sachen.

um euch auf dem Laufenden zu halten – seit 20.09. bin ich wieder unterwegs. fotos folgen wie versprochen in baelde.
Damit ihr wisst, wo ich mich rumtreibe: Nordinsel, Ostkueste

Weiter geht`s zum Eastcape, Gisborne (naehester Punkt zur Datumsgrenze) und Napier evtl. noch Hastings von dort mit Bus/Bahn nach Wellington zur Faehre und in ca. 10 Tagen dann wieder Suedinsel, hoffe ich.

Und ja, es wird Fruehling/Fruehsommer 🙂

Moozlee und Calfeteria

Die spinnen die Farmer – siehe Wortschoepfungen fuer Nahrungsergaenzung und die Milchbar fuer Kaelber.

Seit 3 Wochen und noch 3 weitere heisst`s nun wieder um 5.30 aufstehen – um 6.00 beginnen wir z.Zt. 180-200 Kuehe zu melken, mit Musik natuerlich. Zuletzt wurden eben diesen eine neue Schwanzfrisur verpasst und wenn ich nett bin, setze ich die Melkcups mit warmen Haenden an. Einige der Tiere scheinen mich jedoch nicht so zu lieben wie ich sie, anders laesst sich austreten und sonstige Zickerei (Pinkeln, wenn gerade die Melkmaschine angesetzt wird, Furzen, K#####…) nicht erklaeren.

Von unseren 100 stossenden, nuckelnden, tretenden Kaelbern wurden 30 bereits verkauft, zusaetzliche 50 Jungbullen durften ihren Weg auf den Teller gefunden haben. Ab Montag melken wir zwei Mal taeglich, 45+xh pro Woche sind mir also sicher. Wenn ihr euch fragt, was man sonst so macht… Kaelber am Tag der Geburt entfuehren, Zaeune ziehen (und „eine gewischt bekommen“ wenn man nicht aufpasst), Kuehe treiben, Fuettern, Quad und Traktor fahren, Baeume pflanzen (beruhigt das Gewissen, bei so viel Methanausstoss) Kacke vom Hof spritzen und ggf. mit der Hand nachpolieren… ach ja und ab und zu die lieben kleinen einfangen, die ihren Weg aus dem Stall fanden. Umso witziger, wenn sie lernen, was ein elektrisch geladener Zaun ist 😉

Matamata ist ca. 20km entfernt – 40min auf dem Rad und die Bibliothek schliesst meist vor Feierabend- daher werde ich bis 20.9. wohl kaum zum Aktualisieren kommen, es wird mir hoffentlich verziehen.

zurueck in der (westlichen) Zivilisation?!

1 Woche Ashram verging wie im Flug. In Kuerze: taeglich 5.00 Uhr aufstehen, um 5.30 in der Early Morning Class Yoga (Posen, Atmen, Meditieren) zu praktizieren, 7.00 Uhr direkt zum Fruehstueck bis 7.30 herrschte stets Mouna – Stille (ab 20.15 einzuhalten bis 7.30 des Folgetages). Optional haette ich 7.45 Chanten koennen. .00 Karma Yoga – Putzen, Aufraeumen und Pflegen des Ashrams. 9.00 Arbeit nach Schichtplan – Kueche, Regenwaldregeneration, Stufen bauen/ausbessern, housekeeping… natuerlich ein morning-tea um 11.00. 11.30-12.30 Arbeit gefolgt von Mittag und wiederum Arbeit bis zum Yoga Nidra – Entspannungsyoga (liegend, 30min) und afternoon-tea. Eine letzte Arbeitseinheit bis um 17./18.00 Uhr sofern keine Abendklasse geplant wurde. Abendessen und Abwasch (sofern nicht fuer den Mittagsputz eingeteilt), Abendprogramm in Form von Yoga, Chanten, Werkeln, Story-Telling oder DVD. 21.15 Zapfenstreich und ab ins Zimmer. 22.00 Licht aus und Nachtruhe. 3 freie halbe Tage geniesst man je Woche. Diese nutzte ich zumeist fuer Spaziergaenge, Kraxeleien oder schlicht zum Lesen. Achja: Kein Fleisch, kein Kaffee, keine Schokolade, keine Eier, kein Alkohol – sonstige Suchtmittel ohnehin nicht…

Wie ihr seht verbrachte ich also eine recht aktive, wenn doch entspannte Woche. Ruhe, Flexibilitaet, der eine oder andere Einblick in die yogische Lebensphilosophie und viele interessante Leute sind nur wenige der vielen Gewinne. Nach einer weiteren Nacht in Sydney, endlich wieder Schokolade und ein wenig Fleisch ging es am 10.08. zurueck nach Auckland -6Grad kuehler, naesser… aber schon morgen, Freitag, 12.08. fahre ich mit dem Bus und dem verstauten Rad nach Matamata um dort hoffentlich auf einer Milchfarm anzufangen. Wenn es klappt, arbeite ich dort fuer die naechsten vier Wochen, gegen Bezahlung inkl. Kost und Logis. Wenn es wider Erwarten nicht funktioniert, geht es nach wenigen Tagen weiter Richtung Napier, wohin auch immer mich die Jobsuche bringt.

Fotos folgen bei Gelegenheit. Drueckt die Daumen, dass ich die meinigen schon bald an Kuheutern und Kaelbern habe (neben housekeeping und Kochen).

Update: Es hat geklappt, bin in Matamata und geniesse die Gesellschaft von 300+x Kuehen (jeden Tag schluepfen 3-8 neue Kaelber). Seit einer Woche fange ich Kaelber, trage und fuettere diese, bringe ihnen das richtige nuckeln bei (2x4l pro Tag und Kalb), erwaerme Milch, lasse mich anlecken, melke mehr und minder widerspenstige Kuehe und spritze deren Hinterlassenschaften mit Feuerwehrschlauch vom Hof. Dazu Quadfahren, Traktormitfahren, Kuehe treiben. Motto der naechsten 4 Wochen: Cowboy, Maori und der dreibeinige Hund.  Und NEIN, ich versinke nicht im Schnee. Die Wiesen sind gruen und nur frostig, sieht man um 6.00 morgens aber eh nicht, wenn der Arbeitstag beginnt. Aber anderswo im Lande kommen die Kiwis wohl nicht so recht klar mit der weissen Pracht. Die gute Seite: Endlich mal ein anderes Nachrichtenthema als Rugby.

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Om Shanti (Om Peace)!

Die Zeit in Australien neigt sich dem Ende – auf geht`s zu neuen Sinneserfahrungen: Eine Woche HelpXen in einer Yogafarm/Retreatcenter und zwar genau hier – auf der Seite findet ihr auch die vegetarischen/veganischen Rezepte. 8 Tage ohne Mobilfunk, Alkohol, Fleisch – Drogen und Rauchen ohnehin nicht… Tage starten dann um 5.00 Uhr, enden um 21.00 Uhr und beinhalten Yoga-Kurse, Schweigestunden, Gelaendepflege, Kuechenarbeit, Putzen (dort Karma-Yoga genannt). Insgesamt 3 freie halbe Tage und 35h pro Woche Arbeit fuer Unterkunft und Verpflegung. Zur Vorbereitung darauf gab es die letzten beiden Abende indische Taki-Wraps, Steak und Bier – am liebsten im Old Fitzroy Pub – keine Touristen, barttragende Kellner, sonntags geniale live-musik (reinhoeren!), Getraenke normal bepreist und einfach urig. Dazu waren noch die Leute vom Sydney Bike Hash vor Ort, schade, dass mein Rad in Auckland steht. Radfahren, trinken, Radfahren – ein schoenes Konzept um Sydney zu erFAHREN.

Auf ein Wiederlesen Mitte August

Euer Marc


Sydney – Brisbane – Sydney

Zwei geschlagene Wochen bin ich schon auf dem grossen Klumpen nordwestlich von Neuseeland, Fritz – mein geliebtes Rad – harrt brav auf dem Balkon der Uenuku-Lodge in Auckland Ponsonby aus.

Hier noch die Karte fuer Australien

Nach unserer Ankunft in Sydney der erste Schock: Australische Hostels sind irgendwie anders – groesser, unpersoenlicher, schlechter ausgestattet … oder liegt es an Stadt und Bezirk (Sydney Kings Cross). Schliesslich soll hier die „Szene“ residieren. Auf den ersten abendlichen und morgendlichen Blick besteht diese Szene jedoch mehr, pardon, aus Gesocks. Egal, zum Schlafen reicht`s, schnell sind ein Wochenmarkt und deutsche Brotdealer ausgemacht (Zufall, dass die Baeckerei Lueneburger optisch wie KAMPS erscheint? Ein Schelm, der Markenpiraterie vermutet). Das Brot ist ueberteuert, aber lecker und mangels Ofen im Hostel bleibt keine andere Wahl als richtiges Brot kaeuflich zu erwerben. Erstmal ausgeschlafen und wach entschaedigt Sydney jedoch schnell fuer die miese Unterkunft – Sonne, Weitlaeufigkeit (und dennoch erlaufbar), wochenendliche Ruhe selbst im Zentrum, viel Wasser, zweietagige Kleinode voroertlich anmutender Residenzen inmitten des Zentrums, natuerlich ein amtlicher CBD mit Hochhaeusern, Monorailbahn, Boutiquen und Einkaufsmeilen aber auch viel Gruen in Form von Parks und dem Botanischen Garten. All dies und noch mehr erkunden wir im Rahmen der kostenlosen Stadtfuehrung zu Fuss am Sonntag Morgen. Von der Town Hall geht es im Zigzag bis zu „the rocks“ und der Harbour Bridge. Wir erfahren Anekdoten ueber mit Schnapsverkauf finanzierte Krankenhaeuser, einiges zur Geschichte in lockerer Folge und stets Unterhaltsam dargeboten. Nahezu 20 Grad verlocken uns zu kurzer Kleidung – fuer die Ozzis ist jedoch Winter, sodass ich mit kurzer Hose und Shirt unter Maenteln, Pullovern und Wollmuetzen auffalle.

Wie dem auch sei, Anne und ich geniessen die Sonne. Weiter geht`s in den naechsten Tagen per Faehre nach Manly an den Strand inklusive Baden – schliesslich sind wir keine Weicheier! Und wieder, scheint unser Verhalten abnormal, tragen alle anderen doch ihre waermenden Neoprenanzuege und surfen. Schliesslich entscheiden wir uns jedoch Sydney zu entfliehen und fahren in die Blue Mountains – jenen, noch kaelteren Ort (noch immer Plusgrade in der Nacht und tagsueber 12 Grad) nur wenige Zugstunden von Sydney entfernt. Ein herrliches Wandergebiet, entgegen dem sonstigen Klima dort kein Regen und eine noch schoenere Herberge. Schliesslich bleiben wir 2 Naechte, erwandern die Umgebung um Katumba und Wentworth Falls. Ein wenig fuehle ich mich an die Saechsische Schweiz erinnert, wenn gleich mit wesentlich mehr und groesseren Wasserfaellen, Klippen und Kakadus als aus dem Elbsandsteingebirge gewohnt. Auf dem Weg ins Tal kommen wir immer weiter in Regenwaldgebiet – klar, dass Lianen und Baeume wieder zum Spielplatz werden. Nach 2 wunderschoenen Wandertagen fahren wir schliesslich zurueck nach Sydney um am naechsten Morgen mit dem Greyhoundbus gen Norden aufzubrechen. In mehreren Etappen fahren wir ueber Port Macquarie und Yamba Richtung Brisbane. Abgesehen von schoenem Wetter, der Koala-Klinik in Port Macquarie und mehr oder minder hartem Untergrund auf den Zeltplaetzen passiert nicht viel aufregendes. Kleine Wanderungen, Sonnenbaden und Planschen an weissen Sandstraenden reichen uns aber schon um die Tage zu geniessen. Von Yamba (Delfine) aus gelangen wir schliesslich nach Byron Bay – gelobtes Land der alternativen und Surferszene und tatsaechlich: Es gefaellt. Es wird immer waermer, unzaehlige Laeden, Maerkte und Cafes laden zum Bummeln und Verweilen ein. Surfer tummeln sich in der Brandung, der Sand ist super zum Joggen, das Eis schmeckt. Nebenbei gelangen wir zum oestlichsten Festlandpunkt Australiens und beobachten dort Humpback Wale die gerade an der Kueste vorbei ziehen. Obwohl einige Kilometer von der Kueste entfernt, ein schoenes Schauspiel.

Den Aufenthalt in Brisbane gestalten wir bewusst kurz. Auf der Fahrt dorthin erwischen wir diesmal einen schrulligen Fahrer, der auch mit offener Gepaeckklappe losfuhr, nicht wirklich das Gefuehl fuer die Kupplung besass und schlimmer nuschelte als jeder Aussie, dem wir bis dahin begegneten. Golden Bay und Surfers Paradise (der Ort heisst wirklich so) ziehen am Fenster vorbei und wir sind froh nicht dort genaechtigt zu haben – Hochhaeuser am Strand und Bettenburgen en masse scheinen nicht halb so einladend wie Byron Bay mit seinem Rastafari-Rentner auf dem Ghettoblaster-Raggae-Elektro-Scooter, den wir am zweiten Abend vom Strand Richtung Sonnenuntergang fahren sahen.

Brisbane erkunden wir wiederum zu Fuss, gelangen in die „hippen“ Viertel (Fortitude Valley, New Farm), die jedoch mehr von Juppies bevoelkert zu sein scheinen als von wirklich alternativen Menschen. Gentrifizierung ist ein Arschloch! Schoener hingegen ist die Rueckfahrt auf der Schnellfaehre ins Zentrum der Stadt – angestrahlt ist Brisbane Nachts fast schoener als tagsueber. Gestern schliesslich gebe ich Anne am Shuttle zum Flughafen ab – Brisbane-Sydney-Dubai-Berlin und eine Woche spaeter schon Island – Reisende soll man nicht aufhalten. Und doch: Schoen war`s. Den restlichen Tag verbrachte ich in der Gallery of Modern Art, bestaunte Eduard Wurms „One Minute Sculptures“ ebenso wie manch mehr und minder verstaendliche Kunst. Heute, Montag, ging`s zurueck nach Sydney und waehrend ich noch bei Travel Bugs sitze und schreibe setzt draussen Regen und Dunkelheit ein – so war das nicht abgemacht! Die naechsten Tage suche ich nach einer HelpX-Stelle in oder rund um Sydney, werde die vielen kostenlosen Museen besuchen und Ende der Woche hoffentlich auf Elke aus meinem Abijahrgang treffen. Wer weiss, wo`s mich bis zum 10.8. noch hin verschlaegt – ein Yogazentrum, eine Pferdefarm, ein Biocafe – ich warte noch auf Antworten, bin jedoch zuversichtlich bald eine Stelle zu finden.

Update: Ab 1.8.-9.8. verbringe ich meine Tage hier – Tage beginnen dann um 5.30 Uhr und ich finde mal wieder meine innere Mitte. Ein weiteres Mal wandle ich also auf den Spuren von „Eat, Pray, Love“.