Zwei geschlagene Wochen bin ich schon auf dem grossen Klumpen nordwestlich von Neuseeland, Fritz – mein geliebtes Rad – harrt brav auf dem Balkon der Uenuku-Lodge in Auckland Ponsonby aus.
Hier noch die Karte fuer Australien
Nach unserer Ankunft in Sydney der erste Schock: Australische Hostels sind irgendwie anders – groesser, unpersoenlicher, schlechter ausgestattet … oder liegt es an Stadt und Bezirk (Sydney Kings Cross). Schliesslich soll hier die „Szene“ residieren. Auf den ersten abendlichen und morgendlichen Blick besteht diese Szene jedoch mehr, pardon, aus Gesocks. Egal, zum Schlafen reicht`s, schnell sind ein Wochenmarkt und deutsche Brotdealer ausgemacht (Zufall, dass die Baeckerei Lueneburger optisch wie KAMPS erscheint? Ein Schelm, der Markenpiraterie vermutet). Das Brot ist ueberteuert, aber lecker und mangels Ofen im Hostel bleibt keine andere Wahl als richtiges Brot kaeuflich zu erwerben. Erstmal ausgeschlafen und wach entschaedigt Sydney jedoch schnell fuer die miese Unterkunft – Sonne, Weitlaeufigkeit (und dennoch erlaufbar), wochenendliche Ruhe selbst im Zentrum, viel Wasser, zweietagige Kleinode voroertlich anmutender Residenzen inmitten des Zentrums, natuerlich ein amtlicher CBD mit Hochhaeusern, Monorailbahn, Boutiquen und Einkaufsmeilen aber auch viel Gruen in Form von Parks und dem Botanischen Garten. All dies und noch mehr erkunden wir im Rahmen der kostenlosen Stadtfuehrung zu Fuss am Sonntag Morgen. Von der Town Hall geht es im Zigzag bis zu „the rocks“ und der Harbour Bridge. Wir erfahren Anekdoten ueber mit Schnapsverkauf finanzierte Krankenhaeuser, einiges zur Geschichte in lockerer Folge und stets Unterhaltsam dargeboten. Nahezu 20 Grad verlocken uns zu kurzer Kleidung – fuer die Ozzis ist jedoch Winter, sodass ich mit kurzer Hose und Shirt unter Maenteln, Pullovern und Wollmuetzen auffalle.
Wie dem auch sei, Anne und ich geniessen die Sonne. Weiter geht`s in den naechsten Tagen per Faehre nach Manly an den Strand inklusive Baden – schliesslich sind wir keine Weicheier! Und wieder, scheint unser Verhalten abnormal, tragen alle anderen doch ihre waermenden Neoprenanzuege und surfen. Schliesslich entscheiden wir uns jedoch Sydney zu entfliehen und fahren in die Blue Mountains – jenen, noch kaelteren Ort (noch immer Plusgrade in der Nacht und tagsueber 12 Grad) nur wenige Zugstunden von Sydney entfernt. Ein herrliches Wandergebiet, entgegen dem sonstigen Klima dort kein Regen und eine noch schoenere Herberge. Schliesslich bleiben wir 2 Naechte, erwandern die Umgebung um Katumba und Wentworth Falls. Ein wenig fuehle ich mich an die Saechsische Schweiz erinnert, wenn gleich mit wesentlich mehr und groesseren Wasserfaellen, Klippen und Kakadus als aus dem Elbsandsteingebirge gewohnt. Auf dem Weg ins Tal kommen wir immer weiter in Regenwaldgebiet – klar, dass Lianen und Baeume wieder zum Spielplatz werden. Nach 2 wunderschoenen Wandertagen fahren wir schliesslich zurueck nach Sydney um am naechsten Morgen mit dem Greyhoundbus gen Norden aufzubrechen. In mehreren Etappen fahren wir ueber Port Macquarie und Yamba Richtung Brisbane. Abgesehen von schoenem Wetter, der Koala-Klinik in Port Macquarie und mehr oder minder hartem Untergrund auf den Zeltplaetzen passiert nicht viel aufregendes. Kleine Wanderungen, Sonnenbaden und Planschen an weissen Sandstraenden reichen uns aber schon um die Tage zu geniessen. Von Yamba (Delfine) aus gelangen wir schliesslich nach Byron Bay – gelobtes Land der alternativen und Surferszene und tatsaechlich: Es gefaellt. Es wird immer waermer, unzaehlige Laeden, Maerkte und Cafes laden zum Bummeln und Verweilen ein. Surfer tummeln sich in der Brandung, der Sand ist super zum Joggen, das Eis schmeckt. Nebenbei gelangen wir zum oestlichsten Festlandpunkt Australiens und beobachten dort Humpback Wale die gerade an der Kueste vorbei ziehen. Obwohl einige Kilometer von der Kueste entfernt, ein schoenes Schauspiel.
Den Aufenthalt in Brisbane gestalten wir bewusst kurz. Auf der Fahrt dorthin erwischen wir diesmal einen schrulligen Fahrer, der auch mit offener Gepaeckklappe losfuhr, nicht wirklich das Gefuehl fuer die Kupplung besass und schlimmer nuschelte als jeder Aussie, dem wir bis dahin begegneten. Golden Bay und Surfers Paradise (der Ort heisst wirklich so) ziehen am Fenster vorbei und wir sind froh nicht dort genaechtigt zu haben – Hochhaeuser am Strand und Bettenburgen en masse scheinen nicht halb so einladend wie Byron Bay mit seinem Rastafari-Rentner auf dem Ghettoblaster-Raggae-Elektro-Scooter, den wir am zweiten Abend vom Strand Richtung Sonnenuntergang fahren sahen.
Brisbane erkunden wir wiederum zu Fuss, gelangen in die „hippen“ Viertel (Fortitude Valley, New Farm), die jedoch mehr von Juppies bevoelkert zu sein scheinen als von wirklich alternativen Menschen. Gentrifizierung ist ein Arschloch! Schoener hingegen ist die Rueckfahrt auf der Schnellfaehre ins Zentrum der Stadt – angestrahlt ist Brisbane Nachts fast schoener als tagsueber. Gestern schliesslich gebe ich Anne am Shuttle zum Flughafen ab – Brisbane-Sydney-Dubai-Berlin und eine Woche spaeter schon Island – Reisende soll man nicht aufhalten. Und doch: Schoen war`s. Den restlichen Tag verbrachte ich in der Gallery of Modern Art, bestaunte Eduard Wurms „One Minute Sculptures“ ebenso wie manch mehr und minder verstaendliche Kunst. Heute, Montag, ging`s zurueck nach Sydney und waehrend ich noch bei Travel Bugs sitze und schreibe setzt draussen Regen und Dunkelheit ein – so war das nicht abgemacht! Die naechsten Tage suche ich nach einer HelpX-Stelle in oder rund um Sydney, werde die vielen kostenlosen Museen besuchen und Ende der Woche hoffentlich auf Elke aus meinem Abijahrgang treffen. Wer weiss, wo`s mich bis zum 10.8. noch hin verschlaegt – ein Yogazentrum, eine Pferdefarm, ein Biocafe – ich warte noch auf Antworten, bin jedoch zuversichtlich bald eine Stelle zu finden.
Update: Ab 1.8.-9.8. verbringe ich meine Tage hier – Tage beginnen dann um 5.30 Uhr und ich finde mal wieder meine innere Mitte. Ein weiteres Mal wandle ich also auf den Spuren von „Eat, Pray, Love“.