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Es ist vorbei – bye bye

Auch wenn ich schon wieder 10 Tage im (deutschen) Lande bin, fühle ich mich verpflichtet dieses Blog noch zu Ende zu führen. Schliesslich war in Auckland noch nicht Schluß, zwei weitere Wochen lagen vor mir.

Es folgten zwei sehr nasse aber auch epische Wochen. Hier geht´s zum letzten Abschnitt der NZ-Tour: http://www.bikemap.net/route/1360880

14.12. Die Vorortbahn brachte mich zunächst von Auckland nach Waitakere – somit konnte ich zumindest die wildesten Kilometer des SH1 umgehen bzw. sparte mir den Stress mit meinem voll beladenen „Fritz“ zwischen den Autos umher zu hopsen.  In einigen kurzen Etappen bahnte ich mir in den Folgetagen den Weg durch Regen, Gegenwind und den einen oder anderen Kuhstau auf den Nebenstrassen, SH 16 und 1. Sobald ich Manawhai Heads erreichte und das Ortsschild „Magic Mangawhai“ passierte änderten sich die Verhältnisse jedoch schlagartig – der Regen stoppte, die Sonne kam heraus und es boten sich traumhafte Aussichten auf das Küstenschutzgebiete, Strände und unglaublich teuer aussehende Villen in dieser überdimensionierten Feriensiedlung mit 1A-Surfstrand. Da ich für den nächsten Tag bereits meine Übernachtung mit Warmshowers-Gastgebern vereinbart hatte, nutzte ich die Gelegenheit am Morgen zunächst den örtlichen Küsten-/Cliffspaziergang zu unternehmen – ca. 60 m über der Brandung durch natives neuseeländisches Gehölz mit Blick auf Strände, Buchten und der Küste vorgelagerte Inseln – schön. Sobald ich wieder auf dem Rad saß und den Ort verließ setzte Nieseln ein – scheinbar ist Mangwhai tatsächlich magisch!

Der einzige ernsthaften Anstieg des Tages war trotz Baustelle und Split auf der Straße schnell geschafft und die Straße führte mich bis Waipu immer entlang der Küstenlinie – besonders schön, weil nun auch der neuseeländische Weihnachtsbaum, der Pohutukawa oder botanisch korrekt „Metrosideros excelsa“ blühte und der Regen der Vortage für weniger touristenverstopfte Straßen sorgte. In Waipu erwartete mich eine der bis dato interessantesten Warmshowers-Familie: Natürlich, was sonst, mit tollem Haus, direktem Zugang zum Fluß und mit den auf der Wiese liegenden Kajaks damit auch zum Meer, einer eigenen lokalen Radiostation, untergebracht im „Magic Caravan“ im Garten – Radio Waves, ungewöhnlich gefärbten Hühnern und einem neuseeländischen Wildschwein… Schließlich wurde ich kurzerhand zum Surfen eingeladen – oder in meinem Fall zum „vom Brett fallen bzw. erst gar nicht zum Stehen kommen“ – Spaß machte es trotzdem. Es folgte ein letzter kurzer Tag – gerade etwas mehr als 60 km inkl. Umweg zur Ölraffinerie und dem Tourist Drive, der leider doch nicht wie erhofft eine Alternative zum Highway sondern nur ein 18km langer Umweg war… bis Whangarei zum Vorräte aufstocken und abends schließlich ein nettes Konzert der Cover Band „Gravel Road“ im Irish Pub – Steffi, die ich bereits auf der Südinsel mehrmals zufällig traf lud mich dorthin ein. Unnötig zu erwähnen, dass ich am nächsten Morgen im strömenden Regen auf das Rad stieg. Einmal richtig nass ist einem das aber dann auch egal – gute Laune trieb mich die folgenden Tage auf relativ langen Etappen (je 105-120 km) via Kawakawa (mit Hundertwassertoiletten) nach Kerikeri. Hier treffe ich neben den unvermeidlichen deutschen Backpackern mal wieder jemanden, der Neuseeland durchläuft – ja, es geht noch bekloppter: Zu Fuß durch Neuseeland. Diesen Leuten gilt mein aufrichtiger Respekt – wie ich finde sind sie noch masochistischer als Radfahrer. Allein der langsame Fortschritt schreckt mich momentan von solchen Vorhaben ab. Von Kerikeri geht´s weiter nach Kaitaia wo mir im Hostel eine halbe Tafel Schokolade und die Hälfte meines restlichen Käses aus dem Kühlschrank entführt wurden und schließlich vorbei an Kauri-Lagerstätten (bereits vor Jahrzehnten geschlagenen oder auf natürliche Weise umgefallenen, jedoch im Schlamm konservierten bis zu 40.000 Jahre alte Stämme)  zum Cape Reinga. Mit Rückenwind vergingen diese Tage recht flott. Auf den letzen 20 km zum nördlichsten Punkt meiner Reise begleiteten mich noch zwei Anatomiestudenten aus Dunedin, die es in 24 Radtagen (insgesamt ein Monat mit Rasttagen) von Bluff auf der Südinsel bis hierhin geschafft haben – allerdings wesentlich leichter bepackt als ich. Cape Reinga – der Ort an dem die Ahnen der Maoris, respektive deren Seelen in den Ozean gleiten um von hier, wo Tasmanisches Meer und Pazifik zusammenfließen, nach Hawaiki – dem heiligen Ursprungsort der Urahnen zurückzuschwimmen. Gleichzeitig quasi-Endpunkt meines einjährigen Projektes – ein toller, magischer, spiritueller Ort. Vor allem, weil wir die Räder bis zum Leuchtturm rollen können. Einige Leute (faule Touristen mit stinkigen Campervans 😉 gratulieren uns gar, andere schütteln ungläubig den Kopf, noch bevor Sie den Gesamtkilometerstand der bisherigen Reise erfahren. Es ist abend, Zeit für uns, zum Camp zu fahren – nur 3 km aber 250 Höhenmeter entfernt liegt der DOC-Campingplatz in einer idyllischen Bucht. Fast luxuriös mit Freiluftdusche – nach dem obligatorischen Bad im Meer, lila Quallen liessen mich das Planschen jedoch vorsichtshalber kurz halten. Da stört es nicht, dass die Dusche nur „kaltes“ Wasser abgibt – und ich dachte Neuseeländer wären harte Burschen. Ich genieße jedenfalls in vollen Zügen das frische Wasser und schaue während dessen der fast schon untergehenden onne nach. Sandflies gibt es gratis dazu, zwei Schweizer spendieren mir noch zwei Würste zu meiner Pasta, was will man mehr. Am nächsten Morgen nehmen eben diese Schweizer noch meine Satteltaschen mit und stellen diese wie vereinbart am ersten Campingplatz ab. Angesichts des steilen Rückwegs auf Split hinauf zur Hauptstraße eine weise Entscheidung. Trieb mich der Südostwind in den letzten Tagen noch kräftig an, so habe ich diesen von nun an stets in meinem Gesicht und zwar nicht zu knapp. Selbst auf langen Abfahrten erreiche ich so nicht mehr als 35 km/h – wenn ich voll in die Pedale trete. Dabei wird der Wind ab Mittag erst richtig stark. Bevor ich mein Gepäck wieder auflade besuche ich noch die Riesendünen bei Te Paki – ca. 30-40 m hoch vermitteln diese einem das Gefühl mitten in der Wüste zu stehen, fehlen nur noch die Kamele. Leider bin ich zu zeitig dort – erst ab 10.30 Uhr kommt der findige Geschäftsmann dorthin, der Boogy-Boards verleiht, mit denen man die Sandhänge hinuntersurfen kann – auf der anderen Seite habe ich so Millionen Tonnen von Sand fast für mich allein. Zu dieser Zeit bin ich jedoch schon wieder an der nächsten Station, bestaune ein futuristisch aussehendes Solarrennfahrzeug – http://www.solarfern.com/ und mache mich schließlich auf den Weg gen Süden. Wer glaubt, hier dominiere flaches Land irrt sich gewaltig – gerade die letzten Kilometer vor bzw. nach Cape Reinga sind sehr wellig mit Anstiegen bis zu 150 Höhenmetern.

Wind, Sonne und die nun doch sehr abgefahrenen Zahnkränze des Rades fordern ihren Tribut – einige für dieses Terrain wichtige Gänge sind schon nicht mehr zu gebrauchen, die Spannung ist nach dem Erreichen Cape Reingas irgendwie raus. Auch ein Rieseneis zum Mittag motiviert mich nur bedingt zum Weiterfahren. In Pukenui habe ich schließlich die Schnauze voll – Abbruch des Tages, Wäsche waschen, ausruhen, reflektieren und dem stürmischen Wind lauschen sind angesagt. Um so besser wird der nächste Tag mein wirklich letzter Tourentag – nach Kaitaia sind es gerade noch 50 km, dennoch beginne ich relativ zeitig den Tag und finde den Abzweig vom Highway zum 90Miles Beach – wie in jedem Reiseführer nachzulesen, tatsächlich nur rund 90km lang.  Dennoch – selbst bei Flut 30 m breit ist dieser Strand einfach der Wahnsinn. Als ich dort ankam setzte die Ebbe gerade ein – mit der Zeit wurde der Strand also immer breiter, der Untergrund immer fester. Nur zu Beginn des 20km langen Abschnitts den ich zwischen zwei Zufahrten befuhr stieß ich ab und an auf weichere Stellen, die das Rad schlingern bzw. festfahren liessen. Abgesehen davon war der Sand jedoch so kompakt verdichtet, dass man wie auf einem unbefestigten Weg locker mit 20-25 km/h parallel zur Wasserlinie fahren konnte. Neben einigen Wanderern begegneten mir nur wenige PKW und Tourbusse, die ordnungsgemäß auf der richtigen Seite fuhren und sich offenbar auch an das Tempolimit (100 km/h! Strände gehören in NZ zum Highway-Netzwerk) hielten. Eitel Sonnenschein, die Weiten des Strandes und die Seeluft zauberten mir ein Dauergrinsen ins Gesicht. Fast übermütig entledigte ich mich meines Helmes und cruiste bestens gelaunt am Strand entlang – einen besseren Abschluß konnte diese Tour nicht finden. Hinzu kamen zig angespülte Muscheln und sogar überreste zweier (Katzen-?)Haie – Auge in Auge mit einem Hai 🙂

Von Kaitaia aus reiste ich schließlich am nächsten Tag mit dem Bus nach Mata zur Milchfarm, auf der Steffi beim Bassisten von Gravel Road für Unterkunft und Verpflegung arbeitete. Am Rande des Konzertes eine Woche zuvor wurde ich für die Weihnachtstage eingeladen – ansonsten wäre ich an den Weihnachtstagen wohl soweit gefahren, bis mich ein freundlicher Kiwi zu sich eingeladen hätte 🙂 So konnte ich jedoch mein Zelt im Garten aufschlagen, half ein wenig beim Melken, kochte einige Male, kümmerte mich um den Abwasch und kam so doch noch zu meinem Kiwi-Weihnachten – mit Brunch, gegrillten Bananen mit Speck und French Toast / Arme Ritter sowie  Bescherung am Morgen des 25.12. (am 24.12. wird in NZ nicht gefeiert) gefolgt von einer Grillparty mit Freunden, Gummistiefelzielwerfen und Lagerfeuer am Abend bei Gitarre und Gesang (der musikalischen Familie und Freunde) und angenehmen 20 Grad.

Boxing Day – am 26.12. verabschiedete ich mich schließlich um mit dem Bus nach Auckland zu fahren, dort die nachweihnachtlichen Rabatte auszunutzen, letzte Poste Restante abzuholen und meine Ausrüstung einzupacken. Während ich diese am 27. per Post auf den Heimweg schickte, sollte mein Rad erst am 28., Tag des Rückfluges für das Flugzeug verpackt werden. Am Ende wurde es doch nochmal spannend: Die Sattelstütze konnte erst nach Einspannung des Rades in eine Klemme der Fahrradwerkstatt und mit Kraft zweier Mechaniker gelöst werden – insgesamt dauerte das fachgerechte Verpacken somit drei statt wie erwartet eine Stunde. Somit musste ich das Flughafen-Shuttle direkt zum Radladen umbestellen, von dort ging´s zum Hostel um das restliche Gepäck einzusammeln und weiter zum Flughafen. Letztlich ging alles gut und die Rückreise konnte beginnen. Der kleine Stress lenkte mich auch vom Abschied ab – wehmütige Gedanken blieben mir also weitgehend erspart.

28.12. ca. 19.00 Der A 380 mit Fritz im Laderaum und mir in der hintersten Reihe hebt recht pünktlich ab. In Sydney halten wir zum Auftanken – ich muss das Flugzeug verlassen, werde nochmals durchleuchtet, büße mein (stumpfes) Kellnermesser und Zahnpasta ein, die am Flughafen Auckland nicht im Handgepäck beanstandet wurden und setze mich schließlich wieder auf den gleichen Platz um dort für die restlichen 20 Stunden Flug nach Dubai zu verweilen. Wir fliegen mit der Nacht – ein wenig Schlaf, das Essen schmeckt, das Entertainment-Programm, hauptsächlich aus Filmen und Musik bestehend unterhält mich.  In Dubai holt mich die bundesdeutsche Realität ein – im Terminal werde ich mit Sonnen-/All-Inclusive-/Partyurlaubern konfrontiert, Menschen sind weniger geduldig und entspannt, Worte wie „unerhört“ und „nach Bürgerlichem Gesetzbuch“ fliegen durch die Luft – Deutschland muss nah sein und wirft schreckliche Schatten voraus – zum Glück weiß niemand, dass ich dazu gehöre, im Zweifelsfall gebe ich einfach wieder vor Pole zu sein – klappte in so manchem Hostel schließlich auch, wenn ich versuchte Deutschen aus dem Weg zu gehen.

Schließlich lande ich in Hamburg nehme mein Gepäck in Empfang und trete hinaus: 5 Grad, 20 Grad Temperaturunterschied, dennoch ist meine hochgekrempelte Sommerhose warm genug, ein Obdachloser am Bahnhof versichert mir kopfschüttelnd „Der nächste Frühling kommt bestimmt, wa?!“ – Spießer! Letzter Akt der Reise: Ich schummle den Radkarton in einen ICE – ziviler Ungehorsam, sind dort doch keine Fahrräder erlaubt. In der Gewissheit, dass der nächste Halt erst Berlin Hbf ist gehe ich das Risiko jedoch ein – die Wahrscheinlichkeit, dass der Zug angehalten und ich auf freier Strecke herausgeschmissen werde ich dann doch zu gering…

29.12. 17:30 Uhr Ortszeit – Berlin Hauptbahnhof – Jan, Niklas und Anne nehmen mich in Empfang – ick bin wieder daheim

Wellington – Taranaki – Auckland

und ein weiterer Bustrip von Wellington bis kurz vor New Plymouth an den Fuss des Mt Taranaki (auch Mt Fuji der suedl. Hemisphere genannt und dessen Double in „The Last Samurai“). Es regnet und regnet… aber das kleine Hostel mit Fahrraedern am (besser: als) Gartenzaun und Topfaufhaengung in der Kueche ist gemuetlich, zwei finnische Maedels sorgen fuer nette Unterhaltung – werde ich am naechsten Tag wohl den Berg besteigen koennen? Am Morgen, das gewohnte Bild: Regen. Ich entschliesse mich also weiterzufahren, eine Besteigung bei dem Wetter macht keinen Sinn. Nach gerademal 20km gelange ich nach New Plymouth und der Himmel klart auf, herrliches Wanderwetter – haette ich doch gehen sollen? Wenige Stunden spaeter sehe ich den Gipfel vom Strand aus – bedeckt mit Schnee und Eis, ohne Steigeisen/Eisaxt geht dann wohl doch nichts bis Ende Januar. Aber New Plymouth bescherrt mir einen ereignisreichen Tag: An einer Kreuzung wird mir die Vorfahrt von einem Abbiegendem Auto genommen – der Idiot erwischt meine hintere Radtasche, die nachgibt. Zum Glueck nur bei langsamen Tempo – ausser Schrecken nichts passiert, keine Schaeden, nur die Tasche gab nach und fiel ab, laesst sich aber schnell wieder anbringen. Hier merke ich wieder: Du bist nun auf der Nordinsel, mehr und schlimmerer Verkehr! Also breche ich den Tag ab, campe nahe zum Strand, sonne mich, fahre den schoenen Kuestenradweg ab, verliere meine Kamera und bekomme sie nach 15min von einer Joggerin wieder und verbringe entspannte Stunden bevor es am Abend wieder zu regnen anfaengt.

In den kommenden Tagen geht es entlang der Kueste bei wechselhaftem Wetter nach Waitomo – Hoehlenland mit teuren Aktivitaeten wie Blackwaterrafting, Hoehlenkriechen und aehnlichem. Fuer mich nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Raglan. Unterwegs passiere ich schoene Wasserfaelle (mal wieder), kostenlos begehbare Hoehlen und entdecke, dass es auch hier Pancake-Rocks und einen Hot-Water-Beach gibt. Auf Nebenstrassen bahne ich mir schliesslich den Weg gen Auckland, verliere Sicherungshaken meiner Radtaschen, improvisiere eben solche mit Hilfe eines Mini-Radladens, verbringe eine Nacht im nicht soooo tollen Raglan, dem vermeintlichen Surferparadies und rolle ueber die Huegel und Berge der Region – Auckland naht!

Auckland – wartet dieses Mal mit Regen auf, was sonst, ist schliesslich meine nasse Woche. Aber immerhin bekomme ich noch eine Karte fuer das Foo-Fighter-Konzert, das einzige in NZ – freu mich wie bolle und habe einen schoenen Abend mit lauter bekifften Kiwis im Publikum. 2h 45min Spielzeit, dazu 2 Vorgruppen (Tenacious D und Lokalmatadore), das hat sich gelohnt! Am naechsten Morgen, nach Langos und suessem Mittag in der Stadt Abflug nach Helensville (teils per Vorortzug), natuerlich: Im Regen…

Die Route von Taranaki bis Auckland (letzte 20km per Vorortbahn)

Vom Central Otago Rail Trail nach Wellington

Der CORT – gefeiert von saemtlichen Reisefuehrern und Touristikern, 160km ehemalige Zugstrecke von Middlemarch durch die obere Taieri-Schlucht und weiter bis Alexandra/Clyde, empfohlen fuer Wanderer, Radfahrer, gar Reiter… und doch nur 160 relativ flache Kilometer auf bremsenden Schotter in, verglichen mit vielen anderen Gegenden des Landes, eher fader Landschaft. Regen und Wind trugen ihr uebriges dazu bei, dass ich, wo moeglich, doch lieber auf der parallel verlaufenden Asphaltstrasse fuhr. Ganz nett waren einige Bruecken und Tunnel (bis 160m lang, durch die man prima Schafe und Hasen „jagen“ kann) – aber auch das haben wir schon irgendwo vorher gesehen, oder? Die Infrastruktur entlang der Strecke begrenzt sich auf einige kleine Laeden (noch nicht mal nen Radladen), Pubs, alten Bahnstationen und … ja das war`s dann auch schon, abgesehen von wenigen Campingplaetzen. Sicher ist der CORT eine nette Idee, vor allem fuer all jene, die sonst nicht in diesem Land auf den Sattel kommen oder einfach den Verkehr scheuen, fuer mich war es das notwendige Uebel auf dem Weg von Central Otago nach Dunedin – zum Schluss mit maechtig Sonne, Hitze (geschmolzenem Asphalt) und maechtigen Bergen.

Gewusst, dass stationaere Blitzer auch Radfahrer erfassen koennen? Sie koennen! Geschehen in Dunedin – dabei war ich doch nur sechse „drueber“ in der 50er Zone, bergab natuerlich. Zu gerne wuerde ich diese Fotos sehen, die mit Sicherheit fuer Spass auf der Polizeistation sorgen. Zur Fahndung bin ich jedoch noch nicht ausgeschrieben, glaube ich. Zumindest sah ich mein haariges Konterfei noch auf keinem „Wanted“-Plakat. In Dunedin verbrachte ich schliesslich noch einen weiteren Tag, spazierte durch die Stadt und auf die umliegenden Berge mit traumhaftem Blick ueber Dunedin und den Hafen, entspannte in der hosteleigenen Sauna und nahm schliesslich den Bus nach Christchurch. Mit Glueck bekam ich das letzte bezahlbare Bett der Stadt (Wochenende, weniger Hostels „Dank“ Erdbeben verfuegbar) – im Knast. Ex-Knast muss man sagen, wirklich ein schoenes Konzept und sogar gemuetlich war`s. Am Abend traf ich noch auf T.D. – meinen japanischen Kompagnon vom Eastcape – er hat es tatsaechlich bis dorthin geschafft, wenn auch mit vielen Bussen und wenig Strampelei.

Im Morgengrauen ging es schliesslich wieder im Bus ueber Kaikoura nach Picton – soweit gibt es da nichts spannendes zu berichten. Doch endlich, im 5. Anlauf erwischte ich einen guten Tag auf der Faehre nach Wellington und verbrachte die Ueberfahrt auf dem „Sonnendeck“ – schoen. Wellington selbst sollte dieses Mal nur ein Stop-Over sein – am Abend spielten viele Bands an der Waterfront und im Supermarkt ging ein kurzer Ruck durch das Gebaeude. Wie ich spaeter erfuhr, war dies das staerkste Beben der Region seit 45Jahren – 5.7 auf der Richterskala, jedoch sehr tief und mit dem Epizentrum im Norden der Suedinsel. Soweit ich weiss, gab es keine ernsthaften Schaeden oder Verletzte, kann ich mich nun trotzdem Erdbebenueberlebender nennen? Meine Routen in Otago (Teilstrecken wurden mehrfach abgefahren – Cromwell/Wanaka/Alexandra)

Sommer, Sonne, Schnee und Regen

Die letzten zwei Wochen fasse ich besser in 2-3 Artikeln zusammen – waren sie doch zu unterschiedlich.

Zunaechst Wandern: Binnen zwei Tagen, fuhr ich nach Kinloch – wer das nicht findet, folge auf der Karte Queenstown, weiter nach Glenorchy, vorbei am Paradise-Abzweig um Lake Wakatipu herum. Die Anfahrt gestaltete sich symbolisch fuer die das Wetter waehrend der Wanderung, nur in verkehrter Reihenfolge: 1. Haelfte perfektes Wetter, Sonne, tolle Aussichten –  die Highways um Queenstown sind ausnahmslos „scenic“ – reich an Ausblicken, Kurven, spaeter in der Saison auch Verkehr. Von Queenstown nach Kinloch jedoch: Dauerregen, Wind von vorn, 12 Grad. Ein Glueck fand ich einen Swizer-Philipinisch gefuehrten Teegarten am Strassenrand. Klar, dass ich dort stoppte fuer… Kaffee und Waerme.

Mit gemischten Aussichten ging es am naechsten Tag auf den Caples-Track, mein Zimmergenosse nahm mich netterweise die letzten 12km zum Start mit, mein Rad konnte also trocken im Hostel stehen bleiben. Kurz nach dem Start stelle ich im Funkloch fest: Man, du hast Schokolade, Butter, Salami und Tomatenpaste im Kuehlschrank vergessen – zu spaet um umzukehren. Die folgenden Tage lebe ich also von Brot, 12 Muesliriegeln, 4 Bananen, 2 Apfeln, 2Avocados, 300g Spaghetti und 500g Reis mit Linsen. Nun, gerne wuerde ich von der Schoenheit des Caples-Tals schreiben – kann jedoch nur sagen, ja, schoen nass. Der Weg fuehrte mehr oder minder immer am Fluss entlang – mal im Tal ueber Wiesen, mal am Bush-Rand ueber Waldwege und Wurzeln. Wenn ich Wurzeln schreibe, stellt euch nicht die gemeinen kleinen europaeischen vor – denkt an solche, denen Frodo und Co begegneten, unter denen sie sich versteckten – viiiieeele Wurzeln. Somit gestalteten sich die ersten beiden Tage (16 und 12 km) recht feucht. Wobei, zum Ende des 2. Tages ging es ueber den McKeller-Sattel – 917m hoch – und es hoerte auf zu regnen, nicht dass ich nun mehr gesehen haette, Wolken hingen noch immer tief. Der Greenstone/Caples-Track wird momentan massiv aufgewertet – der Abstieg vom Sattel ist bereits seit Ende letzter Saison ein Schotterweg, weniger steil als zuvor und viel einfacher zu gehen als der Aufstieg, Feuermelder sind in allen Huetten (Pritschen fuer 6-24Personen) installiert UND funktionieren, wie ein Huettengenosse mit seinem Benzinbrenner unfreiwillig demonstrierte. Gegen die Maeuse im Nationalpark (und einigen Huetten) wurde jedoch noch kein Mittel gefunden. Nach der alten Upper Caples Hut stoppte ich fuer die zweite Nacht in der McKeller Hut – in dieser Nacht voll besetzt (noch 12 Personen, nach Ende der Bauarbeiten 24),  jedoch nicht so kuschelig wie in der Folgenacht, in der Rangerberichten zu Folge 46Personen dort uebernachteten – scheint, als ob die Hauptsaison startet. Von hier ging es schliesslich auf den Teil der 6 Tageswanderung, der am schoensten sein sollte – 1 h zurueck zur Wegkreuzung und dann auf den Routeburn-Track – seines Zeichens Great Walk mit 51$ pro Huettennacht, Buchungssystem, 2h elektr. Licht am Abend, Waschbecken, Wasserspuelung an den Toiletten (wie bei allen neuen Huetten demnaechst auch), Gasbrennern … momentan diskutiert DOC Internet in diesen Huetten zu installieren. Die Wege sind bereits begradigt und angenehm zu gehen, alle Fluss- und Bachquerungen haben Bruecken (waehrend es beim Greenstone/Caples noch nasse Fuesse gibt) – ich warte darauf, dass die Great Walks Rollstuhlzugaenglich werden – muessten dann vielleicht in Great Push umbenannt werden, mit Backcountry haben sie jedenfalls schon heute nicht mehr viel zu tun. Ganz zu Schweigen von den privaten Huetten fuer gefuehrte Wanderungen – mit Lounge, richtigen Betten in Privatzimmern, Duschen, Warmwasser, Koechen….

Am Ende blieb jedoch auch Tag 3 im Nebel – keine Sicht ins Tal oder auf die tollen Berge herum, eigentlich generell keine Sicht weiter als 150m. Dafuer fuehrten die Wasserfaelle wesentlich mehr Wasser, neue Faelle formten sich scheinbar spontan und es rauschte nur so. Am Abend dann doch winzige Flecken blauen Himmels – lange nach Ankunft in der Huette und zumindest ein Blick auf den McKenzie-See – direkt vor der Huette wie bei allen besuchten Huetten bisher auch. Und hier die Wettervoraussage des Abends fuer die naechsten 5 Tage: Rain, Rain, Heavy Rain, Rain, Rain. Am naechsten Morgen wurde daraus Snow, Rain, Rain, Rain, Rain. Jedoch: Blauer Himmel am fruehen Morgen, keine einzige Wolke und so sollte es den ganzen Tag bis zum spaeten nachmittag bleiben, als Wolken aufzogen. Vielleicht sollten die Ranger einfach fuer jeden Tag Regen ansagen, um die positive Ueberraschung zu garantieren, wenn es doch besser kommt (unwahrscheinlich bei ueber 250 Regentagen). Kurzum entschloss ich mich, nun doch auf den Harris Sattel zu steigen – weiter entlang auf dem Routeburn, ein Vorhaben, geplant fuer den Vortag, auf Grund der Sichtverhaeltnisse jedoch nicht realisiert. Morgens um 8 ging es los – alle anderen, die von dort weiter wollten und oben angelangt den 1min-Helikopterflug nehmen wuerden, warteten auf Anweisungen des Rangers, wuerden nicht vor 9 Uhr starten. Ein Great Walk allein fuer mich, wie toll. Im ZickZack hinauf mit Blick ueber den See, zurueck auf die Huette, Alpenpanoramen nahebei – ein Traum. Gefolgt von Lawinenwarnschildern/No-Stop-Zonen – ganz so wild war es aber nicht – ueber frischen Schnee aus der Vornacht hinauf auf 1.200m zur Schutzhuette (natuerlich haben auch hier die gefuehrten Wanderer ihren eigenen Shelter um dem Gemeinvolk zu entgehen)- die Blicke einfach wunderbar, die Bilder folgen. Nach 2 Stunden „oben“ angelangt (3.5h empfohlene Laufzeit) schaute ich noch um die naechsten paar gesperrten (aber sicheren) Ecken bevor ich umkehrte und noch einen Versorgungsheli gruesste. Schon toll, wie die um die Berge manoevrieren, ihre Last abladen, Landen und wieder davon schweben. An diesem Tag waere der Heliflug wirklich toll gewesen. Stattdessen ging es fuer mich jedoch zurueck zur Huette, der Wandererperlenschnur entgegen. Viel des Schnees auf den Wegen war inzwischen weggeschmolzen. Nach Mittagspause an der Huette nahm ich meinen Rucksack auf und ging den Weg zurueck, den ich am Vortag kam, nur jetzt mit Wahnsinnsaussicht und angenehmeren Temperaturen. Solche Tage muessen dem Routeburn seinen Ruf als mit schoenstem und Abwechslungsreichsten Walk in NZ einbringen – subalpines Terrain, Bush, Wasserfaelle bis zu 135m hoch, die Taeler… An der Wegkreuzung zum Greenstone/Caples-Track noch ein kurzer Abstecher zur Devide – der niedrigsten Alpenquerung auf nur  600m und dem Key Saddle, mittlerweile bewoelkt. Der Tag endete schliesslich nach rund 30km wieder an der diesmal nur mit 3 Personen plus Bauarbeitern belegten McKeller Hut, in der nun Wasser anliegt und die Feuerstelle funktionierte.

Tag 5 – Greenstone Track, aehnlich wie im Caples-Tal entlang der Bushlinie bzw. im weiten Tal selbst bei Sonnenschein ein Vergnuegen. Obwohl man 18km dem gleichen Tal folgt, wird es nicht langweilig – der Weg wechselt immer wieder zwischen Wiesen, Tussock und Wald, hat viele Biegungen, einige Rutschungen die zu ueberqueren sind. In Begleitung von Daniela aus der Schweiz gelange ich nach 6 langen Stunden schliesslich zur letzten, der neuen Greenstone Hut. Wieder nahm uns ein geselliger Ranger in Empfang, fuehrte uns noch ueber den nun gesperrten alten Abschnitt des Tracks zur und durch die naheliegende Schlucht – Windschaeden sorgten fuer die Schliessung im letzten Winter. Mit seinen Gummistiefeln legt der gute einen Schritt an den Tag, tapst durch alle Baeche, teils durch den Fluss – definitiv sein „wie weit halten die Touris wohl mit“-Test. Aber wir schlugen uns gut und unterhielten uns nett mit ihm, der eigentlich Architekt in Christchurch ist, sicher nicht, was man in einer Backcountry-Huette als Ranger erwartet.

Alles hat ein Ende – die letzten 12km zum Parkplatz liefen sich sehr angenehm und relativ schnell – 3h, wiederum schoenes Wetter, ein Bad unterm Wasserfall (nach Waschungen im Fluss an den Vortagen) – waermer als 4 Grad wird das Wasser uebrigens nicht, Schneeschmelze! In der Hoffnung dort den Shuttlebus zum Hostel zu erwischen werde ich enttaeuscht – der Fahrer ist in Queenstown, heute nicht verfuegbar, der regulaere Tracktransport kommt heute auch nicht… Marco, Huettengenosse aus der McKeller-Hut und ich versuchen nun also zu trampen – 1 Auto binnen 45min, dessen grosskotziger Fahrer meint – ist doch schoenes Wetter, muesst ihr halt laufen – ein Kotzbaerchen fuer diesen Mann. Aber man sieht sich immer zwei Mal: Nach 2,5 h ueberholen wir eben diesen liebenswerten Menschen mit seiner Gesellschaft, der Campervan im Strassengraben „abgeparkt“ – manchem geschieht es recht. Nach dann insgesamt 24km gelange ich zum Hostel, nehme die lang ersehnte warme Dusche und weiche im HotPool ein. Abends ein Videoabend mit Popcorn. Die Schokolade und Salami waren uebrigens nicht mehr im Kuehlschrank;( 6 Tage, 110+X gelaufene Kilometer – eine schoene Wanderung.

Schliesslich geht es am folgenden Tag mit dem Rad zurueck nach Queenstown(75km), stets entlang Lake Wakatipu mit seinen beiden Schweine- und Taubeninseln. Von hier nehme ich den Bus nach Cromwell, spare somit einen Tag und schlafe wieder mal bei Fiona bevor es am Folgetag zum Otago Central Rail Trail und Richtung Dunedin geht.

Central Otago – Zebra Vineyard II

UPDATE 19.11.2011, Queenstown

4 Wochen in Zebra sind geschafft, viele neue Kontakte mit Kollegen aus Argentinien, Tschechien sowie den U, den S und den A geknuepft. Endlich hatte ich auch Gelegenheit den Nevis-Bungy zu springen, mit 134 m freiem Fall (8.5sec) der hoechste in Neuseeland und mein letzter Sprung, bis ich einen hoeheren finde – man erzaehlte mir von 300 m Freifall in der Schweiz. Der Sprung aus der an Stahlseilen ueber dem Nevistal aufgehaengten Gondel an sich war ueberraschend unaufregend – meine Pulsuhr zeigte nur 130 Schlaege im Maximum. Dennoch ein Riesenspass, dem der ultimative a-soziale (weil man beim Essen den Gegenueber nicht sehen kann) Fergburger in Queenstown vorausging (David aus Seattle lud mich ein, um mir zu zeigen, warum alle so aufgeregt sind, wenn die Burger dieses Ladens erwaehnt werden). Noch am Abend war ich gesaettigt, quasi 2 Mahlzeiten fuer 12-17 Dollar sind also okay. Auf dem Rueckweg hatten wir mit dem Trampen weniger Glueck, statt 8min wie auf dem Hinweg warteten wir fast 2 Stunden um in 2 Etappen zurueck nach Cromwell zu gelangen, kurz vor 22 Uhr erreichte ich schliesslich geschafft aber gluecklich im Dunkeln meinen geliebten Caravan. Um dem einen geeigneten Pol entgegenzusetzen lud mich David fuer den Folgetag schliesslich zum Presbyterianisch/Protestantischen Gottesdienst ein – mit der Aussicht auf ein Fruehstueck und sogar Mittag von der Gemeinde gesponsert konnte ich nicht ablehnen, ausserdem ziehen mich ja kulturelle Grenzerfahrungen an. Keine Sorge, ich wurde weder bekehrt noch getauft und doch war es ein netter Morgen, der mir zeigte, warum manche Kirchen erfolgreich sind: Essen, Singen, Gemeinschaft – perfekte Koeder.

Nach dem Mittag im Thairestaurant, inkl. frittiertem Eis ging es mit wechselnden Windrichtungen und viel Sonne nach Queenstown – zum Glueck mit weniger Verkehr als befuerchtet, ist die Strasse doch recht kurvig, mit einigen kurzen Anstiegen und meist ohne Seitenstreifen, dafuer umso mehr tollen Ausblicken in die Taeler, nur 2m neben der Fahrbahn. Nun versuche ich Schlaf zu bekommen, das uebliche Partyvolk dominiert wie ueblich die Strassen des Lloret de Mar der Suedinsel (man munkelt, Queenstown sei nur deshalb so haesslich gebaut worden, um nicht ueber Gebuehr von der wunderschoenen Umgebung abzulenken. Die Huetten fuer die Wanderung sind gebucht, statt dem gesamten Routeburn werde ich jedoch nur den Caples-Track und den suedlichen Teil vom Routeburn (bis zur 2. Huette und solange ich Lust habe ein Stueck weiter) gehen, bevor es nach Abstechern zur Devide und den Greenstone-Track zurueck zum Start geht. Etwa in der Mitte des Routeburn herrscht derzeit hoechste Lawinengefahr. Auf einem Abschnitt, 30min Laufen entsprechend, muesste ich mit dem Helikopter fliegen (80$ fuer 1min Flug). 5 Naechte und ca. 90 km verbringe ich also im Funkloch, bevor es zurueck geht (via Arrowtown nach Cromwell, wo David einiges meiner Ausruestung aufbewahrt). Wen`s interessiert, der schaue sich das Vorhaben hier an: Caples/Greenstone, Routeburn – bei letzterem der Teil ab McKenzie-Hut und ein Stueck darueber. Grund fuer weinende und lachende Augen: Nur noch 5 Wochen verbleiben bis ich wieder in Berlin lande.

Anfang November – ich wohne im Camper des Zebra Vineyards, 20km (40-50min per Rad) entfernt von Cromwell, die Temperaturen schwanken zwischen 9 und 26 Grad – plus wohlgemerkt. Nur wenige Tage zuvor gab es noch einmal Schnee auf den Bergen sowie schnell schmelzende Schneeschauer im Tal. Nun hoffe ich, der Frostfighter (Sprenkleranlage, der die Pflanzen mit einem frierenden und so schuetzenden Wasserfilm eindeckt) muss nicht mehr zu oft angeschaltet werden, schliesslich raubt dieser in Verbindung mit den ebenfalls zum Frostschutz eingesetzten Windraedern wichtigen Schlaf. Zur Zeit duennen wie die Schuesse der Weinpflanzen aus, spruehen gegen Unkraut, setzen die ersten Draehte und verrichten allerlei andere nur bedingt rueckenfreundliche Taetigkeiten. Dank Tagesausfluegen nach Alexandra zum Segelfliegen, Wanaka zum Piegutscheineinloesen und regelmaessigen Trips nach Cromwell zeigt der Radcomputer nun 6.700km an. Rund 2.000 kommen bis Weihnachten wohl noch dazu. Meinen Aufenthalt im Weingut verlaengerte ich heute um eine Woche – werde also ab dem 19.11. wieder auf der Strasse sein, den Greenstone & Caples-Track (3-4Tage bei Queenstown/Glenorchy/Paradise) gehen und schliesslich via Cromwell und Otago Rail Trail nach Dunedin aufbrechen bevor es endlich auf die Nordinsel geht – Wanganui – New Plymouth – Raglan – Auckland – Cape Reinga – Auckland sind die finalen Stationen auf den dortigen 1.600+x km.

Auf neue Impressionen von diesem schoenen Flecken Erde muesst ihr noch ein wenig warten, in Downtown Cromwell gibt es leider keine geeigneten Einrichtungen zum Upload. Uebrigens: Nur noch 7 Wochen, bevor es zurueck ins kalte Deutschland geht <brrr>

Wanaka

Eine Busfahrt die ist lustig… nach 4 Stunden und ueblichen Stops an Sandfly-verseuchten Haltepunkten landete ich in Wanaka und muss sagen – hier gefaellt`s mir. Wer ’ne Mark (oder ein paar hunderttausend davon) uebrig hat, kann sich hier wunderbar niederlassen. Zum Teil stehen hier „Haeuschen“ rum… teils mit Tennisplatz, meist mit Boot und den obligatorischen Doppelgaragen. See und Alpenpanorama vom sehr schoenen, sauberen, super ausgestatteten Hostel aus („Wanaka Bakpaka“), entspannte Atmosphaere, noch dazu ist derzeit Wanakafest mit allerhand nettem Rahmenprogramm. Waehrend mein Rad in der Werkstatt zum Felgenwechsel war, lieh ich mir ein Vollgefedertes Mountainbike, um die geruehmten Trails zu erkunden. Jepp, fetzt! Downhill auf baumbestandene Pfaden, scharfe steile Kurven, ein wenig Matsch und Wasser. Keine Sorge, teilweise fuhr ein australischer Sanitaeter hinter mir und ich habe nur die Anfaenger und Fortgeschrittenenkurse gewaehlt 😉

Soeben komme ich von meiner Probefahrt auf meinem lieben Fritz zurueck. Nachdem ich das Rad nochmal nachstellte, lief`s einwandfrei. Muss nur bald die Bremsen wechseln und gut ist. Auf dem Rueckweg sah ich SUPs – Stand-Up-Paddling – Paddeln auf einem etwas groesserem (in diesem Fall aufblasbaren) Surfboard – und durfte spontan probieren – macht riesig Spass und als Naturtalent fiel ich natuerlich nicht ins Wasser.

Heute nachmittag nehme ich mit Guido dem Argentinier, den ich auf dem Coplandtrack traf am Pie-Eating-Contest teil – yummie! Und mal wieder ein Abendbrot fuer umsonst. Gemeinsam mit einem Taiwanesen aus meinem Hostel machen wir den Wettbewerb also zur Mini-WM. Morgen schaue ich mir noch das 10h-MTB-Rennen an – Inspiration fuer unsere Veranstaltungen erhaschen.  Morgen abend schliesslich Rugby-WM-Finale – wird Zeit, dass ich mir ein ganzes Spiel antue. Public Viewing am See ist angesagt.

Blitzupdate – ratet wer das Pie-Essen gewonnen hat? Ein 50 Dollar-Gutschein fuer Pies des Sponsors ist nun meine! Yeah, je Pie brauchte ich ca.15-20 sek – zwei Runden, Qualifikation und Finale – der schnellste der je 5 Teilnehmer siegte. Ich wusste doch, dass die grosse Gusche zu irgendwas gut sein muss 🙂

 Ab Montag/24.10. werde ich wieder in Tarras/Cromwell im Zebra-Weingut arbeiten, bevor es um den 10.11.2011 auf zur letzten Etappe geht. hier die route

Nun noch ein paar Bilder von der Westkueste bis Wanaka inkl. meiner Panne, Kayaken in Hokitika und der Fahrt durch das Buller-Gorge etc.

Pie-Eating-Contest Oct 22nd 2011

Good luck, bad luck…

who can tell?!

Marlborough, Golden Bay, Buller Gorge und Westcoast – Kilometerstand 6.230. Pech und Pannen vs. Glueck und Freude binnen 2 Wochen auf der Suedinsel. Eigentlich stand hier mal mehr… oder sollte zumindest. Nun, in Kuerze – Nach regenreicher Ueberfahrt von Wellington nach Picton kam der Whirlpool im Hostel gerade recht. Die Plaene fuer Wanderungen auf dem Queen-Charlotte-Track gab ich, wie vielleicht schon anderswo beschrieben auf Grund des Wetters auf und fuhr stattdessen weiter Richtung Nelson – dieses Mal nicht mit 75 km/h-Abfahrt wie beim ersten Mal in der umgekehrten Richtung, aber dafuer mit wechselhaftem Wetter und Pausen-Eis-Verpflegung. Die Anfahrt zum Gipfel erschien von dieser Seite auch nicht so schlimm wie in Erinnerung. Falls sich jemand fragt, woran man die ganze Zeit auf dem Rad denkt oder was man treibt – zu Ersterem: Querbeet, vor allem raetselt man, wie ein Herdentierpsychologe agiert. Zu letzterem – Kilometer zaehlen, viel Wasser trinken, Fotos schiessen, den ueblichen Small-Talk mit Passanten pflegen aber oft auch einfach nur: Bloeken, maehen, muhen, bellen – was auch immer fuer Tiere einem begegnen, es ist ein lustiger Zeitvertreib diese neben sich her zu scheuchen. Schafe sind besonders geeignet und rennen schon mal 800m neben einem her – auf ihrer Seite des Zauns. Fragt den naechsten Tourenradler, den ihr trefft – ein bisschen bescheuert sind/werden wir alle nach ein paar tausend km auf dem Asphalt.

Aber zurueck zum Ursprung: Nelson hielt mich 3 Tage fest – Zeit, die fuer die weitere Planung, Besuche des aktuell stattfindenden Kunstfestivals und kurze Ausfluege ins geographische Zentrum NZs  genutzt wurde. Zwei Naechte verbrachte ich mit Warmshowers-Gastgebern – der amerikanischen Familie, deren Oberhaupt ein Rad-Hardliner und -Aktivist ist sowie die zweite Nacht beim housesittenden Elektriker, der nebenbei Kanus baut, an Multisportevents teilnimmt und mich mit lecker Essen fuetterte, nachdem wir mit seiner guten Freundin (Orientierungslaeuferin) in Waeldern und Mountainbike-Tracks rund um Nelson joggten. Die einzige Nacht im Hostel (bzw. dessen Garten im Zelt) versprach Sauna, Fruehstueck, Suppe und einen kalten Pool inkl. – keine Frage,alles wurde ausgiebig genutzt.

Mit frischer Energie brach ich schliesslich zum Abel-Tazman-Coastal-Walk auf. 3 Tage entspanntes Wandern – teils fast Rollstuhlzugaenglich – mit einigen Furt und Flut-Querungen in den Buchten. Merkwuerdig jedoch, dass selbst Burschen in meinem Alter sich ihr Gepaeck mit dem Wassertaxi transportieren lassen und dennoch nicht ein mal eine haelfte des Tracks schaffen. Warmduscher! Der noerdliche Teil ist insgesamt schoener – weniger Leute, noch huebschere Buchten und trotzdem noch Wasserspuelung an den Huetten-Klos (welch ueberfluessiger Luxus). Nach Querung der letzten grossen Bucht bei Ebbe ein Gluecksfall: Ein Ami-Auswanderer sah mich kommen, wartete extra und fuhr 15km Umweg um mich zur naechsten Station, die naechsten Warmshower-Gastgeber – zu bringen. Angekommen in der eigentlich Golden Bay stelle ich fest: Der namensgebende goldene Sand in den Buchten hoerte am Ende des Abel-Tazman auf, die Golden Bay selbst ist also gar nicht guelden. Ein Haus am Strand, kostenloses Waeschewaschen, Essen – was will man mehr. Via Takaka und dessen Hippilaeden ging es per Anhalter am naechsten Morgen weiter bzw. zurueck zu Fritz am Anfang des Coastal Tracks. In zwei langen Tagen (142 km und 116km)  schaffte ich es bis Westport. Den schlimmsten Anstieg kurz vor Glenhope, noch wohl bekannt von der ersten Runde umging ich diesmal auf dem alten Highway mit 20 km Schotterstrecke. Bittere Pille: Zwei gebrochene Speichen und ein Achter im Hinterreifen. Glueck: Der Radladen in Westport konnte am naechsten Tag binnen Stunden helfen, am Abend gab es noch gegrillte Cockles und Pipis – Flussmuscheln, gemeinsam mit den Gastgebern gesammelt und das wichtigste kein Kiwi-Experience-Bus hielt im Hostel.

Von Westport fuehrt mich die Reise weiter ueber Punakaiki nach Hokitika – der dortige Warmshower-Host sackte mich kurzerhand ein und nahm mich zum Kayaken mit – eineinhalb Stunden allein auf dem weiten See, eingerahmt von Bergen und die Alpen am Horizont – traumhaft. Dem sollte ein weiterer langer Tag folgen – von Hokitika nach Franz Josef 136km die mit Rueckenwind und Sonne begannen, 20km vor dem Ziel und bei Regen jedoch mit dem Bruch/Platzen der hinteren Felge endeten (nicht reparierbar)- dem Rad, an dem sich der „Mechaniker“ in Westport versuchte. Um das ganze ins richtige Licht zu ruecken: Zwischen Hokitika und Wanaka (400km) gibt es keinen Radladen! Glueck im Unglueck: Nach nur 5min werde ich von einem Segler eingesammelt, das Rad mit Seemansknoten am Reservereifen des Jeeps verzurrt und nach Franz Josef verfrachtet.  Ich brauche 2h um meinen Dampf abzulassen, schliesslich steht jedoch der neue Plan: Bevor es mit dem Bus nach Wanaka geht, trampe ich zum Copland-Track, gehe diesen am ersten Tag im Regen, entspanne im natuerlichen Hotpool an der Welcome Flat Hut und gehe bei schoenstem Wetter zurueck.

on the road again

Update, 4.10.2011

Von wegen Fruehling… Regenzeit fuer die naechste Woche, aber der Reihe nach.

Meine Umrundung des oestlichsten Zipfels Neuseelands gestaltete sich als Jagd der Superlative: Die schoensten Straende, oestlichsten Dinge (Leuchttuerme, Kinos, Zeltplaetze, Staedte…) der Welt und Neuseelands, der naeheste Ort zur Datumsgrenze, die schoenste Maori-Kirche, der staerkste Protest gegen Oelbohrungen vor der Kueste, der ruhigste Highway bisher, der erste Sonnenaufgang/weltweit, beste Hamburger und laengste Seebruecken der suedlichen Hemisphere, die wohl schoenste Kuestenrundfahrt der Welt, die Art-Deco-Welthauptstadt, die entspanntesten Hostels… nebenbei aber auch 100 und 105km-Tage in Folge, zum Teil gezwungener Weise, wenn Campplaetze/Hostels nicht mehr existent waren und aus 60km Tagesziel 100/105 wurden. Dafuer schien fast immer die Sonne, wenn es regnete, dann vor oder nach meinem Start und schliesslich traf ich mit Tidi noch einen lustigen Companion fuer das Eastcape – ein verplanter Japaner, Gepaecktraeger Marke Eigenbau, mit meiner Motivation schaffte auch er die Berge (siehe Hoehenprofil), verpasste aber viele Sehenswuerdigkeiten und wurde sogar von zwei Fusshupen eingeholt, die ihm in die hintere Radtasche bissen. In Gisborne blieb er schliesslich fuer eine mehrtaegige Pause, waehrend ich mit frisch gebackenem Brot weiterzog. Von Attacken blieb aber auch ich nicht verschont – Elsteraehnliche Voegel (Magpies) nisten derzeit an den Highways und verteidigen ihr Revier mit Tieffluegen inkl. ankacken – nach dem Eastcape brauchte meine schoene gelbe Rennjacke mal wieder ne Waesche.

Von Napier – nicht so berauschend wie erhofft – ging es schliesslich mit dem Bus nach Wellington und der Regen begann. Dank Rugby-WM verlangten die meisten Hostels den doppelten Preis – bspw. 50$ in einem 20-Personen-Dorm … Hans im Glueck wurde aber nicht nur mein Rad im eigentlich vollen Bus mitgenommen, sondern fand ich auch noch das letzte normal bepreiste Bett in der Stadt, wo ich dank Doppelbuchung schliesslich im Personalzimmer schlafen durfte. Ebenso der Rugby-WM geschuldet treffe ich vornehmlich auf Franzosen, die wie eh und je auf ihr Nationalteam schimpfen. Darunter auch lustige Gesellen mit Fahrraedern – erst in Wellington, dann auf der Faehre nach Picton. Fred, der Baumpfleger der erst letzten Monat in Australien an der Baumkletter-WM teilnahm begleitete mich, faehrt aber an der Ostkueste gen Sueden. Mit Sicherheit treffen wir uns dort wieder.

Fuer mich geht`s heute im Regen nach Havelock – ein kurzer Tag, bevor es ueber die Berge nach Napier geht, wo ich wohl bei Warmshowers-Leuten unterkommen kann. Regen ist bis naechste Woche vorausgesagt, aus dem Plan, den Queen-Charlotte-Track zu gehen, wird also diesmal nichts. Wird Verschoben auf die Ruecktour. Nach Nelson geht`s entweder in den Abel-Tasman-Nationalpark oder durch`s Bullertal an die Westkueste. Mit Sicherheit bleibe ich nicht sehr lange allein – die Radsaison startet! 5.10. – Napier – die Sonne scheint, das Wetter bleibt gut bis zum Wochenende – endlich mal Glueck. Wenn nur der Wind weniger stark waere. Dem entsprechend fahre ich bergab keine 65km/h mehr wie noch am Eastcape, obwohl die Strecke an sich dazu einladen wuerde, sondern beschraenke mich auf vernuenftige 40-50 Sachen.

um euch auf dem Laufenden zu halten – seit 20.09. bin ich wieder unterwegs. fotos folgen wie versprochen in baelde.
Damit ihr wisst, wo ich mich rumtreibe: Nordinsel, Ostkueste

Weiter geht`s zum Eastcape, Gisborne (naehester Punkt zur Datumsgrenze) und Napier evtl. noch Hastings von dort mit Bus/Bahn nach Wellington zur Faehre und in ca. 10 Tagen dann wieder Suedinsel, hoffe ich.

Und ja, es wird Fruehling/Fruehsommer 🙂

Moozlee und Calfeteria

Die spinnen die Farmer – siehe Wortschoepfungen fuer Nahrungsergaenzung und die Milchbar fuer Kaelber.

Seit 3 Wochen und noch 3 weitere heisst`s nun wieder um 5.30 aufstehen – um 6.00 beginnen wir z.Zt. 180-200 Kuehe zu melken, mit Musik natuerlich. Zuletzt wurden eben diesen eine neue Schwanzfrisur verpasst und wenn ich nett bin, setze ich die Melkcups mit warmen Haenden an. Einige der Tiere scheinen mich jedoch nicht so zu lieben wie ich sie, anders laesst sich austreten und sonstige Zickerei (Pinkeln, wenn gerade die Melkmaschine angesetzt wird, Furzen, K#####…) nicht erklaeren.

Von unseren 100 stossenden, nuckelnden, tretenden Kaelbern wurden 30 bereits verkauft, zusaetzliche 50 Jungbullen durften ihren Weg auf den Teller gefunden haben. Ab Montag melken wir zwei Mal taeglich, 45+xh pro Woche sind mir also sicher. Wenn ihr euch fragt, was man sonst so macht… Kaelber am Tag der Geburt entfuehren, Zaeune ziehen (und „eine gewischt bekommen“ wenn man nicht aufpasst), Kuehe treiben, Fuettern, Quad und Traktor fahren, Baeume pflanzen (beruhigt das Gewissen, bei so viel Methanausstoss) Kacke vom Hof spritzen und ggf. mit der Hand nachpolieren… ach ja und ab und zu die lieben kleinen einfangen, die ihren Weg aus dem Stall fanden. Umso witziger, wenn sie lernen, was ein elektrisch geladener Zaun ist 😉

Matamata ist ca. 20km entfernt – 40min auf dem Rad und die Bibliothek schliesst meist vor Feierabend- daher werde ich bis 20.9. wohl kaum zum Aktualisieren kommen, es wird mir hoffentlich verziehen.